UB Englisch Katastrophe

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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nele

Re: UB Englisch Katastrophe

Beitrag von nele »

Huck Finn hat geschrieben:Zwischenfrage:
Finden denn die Seminare und Vorlesungen an den deutschen Universitäten überhaupt in der Fremdsprache statt, oder wird hier deutsch gesprochen? Nach Ihrer Beschreibung der Studieninhalte braucht man ja nicht unbedingt die Fremdsprache auch noch sprechen.
Zu meiner Zeit Anfang der 90er gab es die ersten zaghaften Anfänge englischsprachiger Anglistikveranstaltungen - die meinsten gelehrten Professores waren sich damals noch zu schade dafür, Englisch zu sprechen. :) Heutzutage beginnt es glücklicherweise anders zu werden.

Was die Frage nach Sprachkursen angeht: ebenfalls zu meiner Zeit gab es da Grammatikkurse, den einen oder anderen Konversationskurs, Essay-writing etc. Ein Teil des Examens wurde auf Englisch durchgeführt, aber die Sprachkompetenz lag nicht wirklich im Zentrum der Aufmerksamkeit und die Angebote waren magerer, als es für die Kernkundschaft der zukünftigen Englischlehrer notwendig gewesen wäre. Ich halte da aber auch nichts von - selbstredend sollte in einem anglistischen oder amerikanistischen Fachbereich Englisch Verkehrssprache in allen Veranstaltungen sein!

Nele

LatinaTeacharin
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Re: UB Englisch Katastrophe

Beitrag von LatinaTeacharin »

Was wird denn an den Universitäten überhaupt zum Spracherwerb gemacht?
Es gibt natürlich obligatorische Sprachpraxiskurse und Landeskundekurse in der Zielsprache - es müssen aber Lingustik- und Literaturseminare ja nicht zwingend in der Fremdpsrache stattfinden.
Wer ein Fach studiert muss in der Regel keine Sprachkenntnisse mehr erwerben - sondern sie höchstens im Selbststudium um ein paar Fachtermini erweitern.
Es kann und darf nicht Kernaufgabe der Universitäten sein, Fremdsprachenkenntnisse zu vermitteln.

Sarita
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Re: UB Englisch Katastrophe

Beitrag von Sarita »

In der Anglistik hat sich inzwischen (zumindest an meiner Uni) das Englische als Verkehrssprache in den Veranstaltungen durchgesetzt (in sprachwissenschaftlichen Hauptseminaren teilweise ein Mix aus Deutsch und Englisch). Die Examenskurse sind dann aber wieder auf Deutsch, weil das KuMi nicht von seiner völlig unsinnigen Idee abrückt, dass die wissenschaftliche Klausur in deutscher Sprache abgefasst werden muss. Die Dozenten finden das unsinnig, die meisten Studenten auch, aber wir müssen damit leben (und ich tu mich damit verdammt schwer, hab auch die Zulassungsarbeit auf Englisch geschrieben). Aber trotzdem ist ja in diesen Veranstaltungen kein Platz für die Korrektur von Aussprache- oder Grammatikfehlern.
In der Romanistik hat sich das immer noch nicht durchgesetzt - aber häufig ist die Sprachkompetenz der Dozenten auch nicht wirklich auf der Höhe.....
Nichts, aber auch wirklich nichts, kann einen Auslandsaufenthalt komplett ersetzen. Ich war 6,5 Monate in England, und meiner Aussprache hört man das jetzt auch an. Vorher war sie allenfalls neutral, wahrscheinlich aber eher ziemlich "angedeutscht". Man kann höchstens für die Aussprache Filme schauen, Hörbücher hören, Filme schauen, Hörbücher hören und das ganze noch mal von vorne, und fürs Vokabular lesen, lesen, lesen und nochmals lesen. Das mach ich in Spanisch, da ein Auslandsaufenthalt zeitlich und finanziell leider nicht in Frage kommt. ich nehm mich auch selbst auf, um mir die harte t-Aussprache ab- und das dentale d anzutrainieren. Es läuft immer besser, aber es ist mühselig und kostet Zeit und ich werde nie so gut sein wie diejenigen, die in Spanien oder Lateinamerika waren. Aber es wird vertretbar sein. Wenn man nur kleine Ausspracheprobleme hat, kann man ja das Ohr der Schüler auch extra schulen (sagt mir, wenn ich x falsch ausspreche). Und abgesehen von der Aussprache geht einem einiges an Idiomatik ab.
Die Sprachkurse nehmen bei uns nicht viel Raum ein - das Problem ist, dass ja jeder die verpflichtenden Kurse machen können muss, deswegen kann man nicht so viel machen, wie man gerne würde, weil man einfach keinen Kursplatz mehr bekommt, wenn man alles geschafft hat. Das benachteiligt die Studenten, die gerne mehr machen würden als nötig (und selbst wenns Textproduktion doppelt ist...). Ich habe die letzten 3 Semester um meine zwei Stunden spanische Sprachpraxis pro Woche kämpfen müssen....

teacher
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Re: UB Englisch Katastrophe

Beitrag von teacher »

bei uns gab es auch viele Veranstaltungen auf Deutsch, insbesondere in Romanistik. In Anglistik hatte ich das Glück an einer wirklich guten Uni gewesen zu sein...

Natürlich waren die Prüfungen alle in der Fremdsprache aber wie beim Abitur kann man doch ganz passable Noten bekommen wenn man inhaltlich sehr gut und sprachlich nur befriedigend ist und inhaltlich kann man sich ja sehr gut vorbereiten. Also mit relativ viel Fleiß aber ohne die Fremdsprache gut sprechen zu können kommt man gut durch die Uni durch, würde ich sagen. Wenn man dann an der Uni nicht mal verpflichtende Auslandsaufenthalte hat, kommt man mit einem 2er Durchschnitt aus der Uni raus und kann die Fremdsprache trotzdem nicht so gut sprechen... Dann kann man sich vorstellen, wie schlecht die Kandidaten sind die das erste Staatsexamen oder Master knapp bestanden haben, die können teilweise weniger Englisch oder Franz als ein Abiturient der gerade Englisch LK hinter sich hat, ist wirklich so. Man verlernt ja auch die Sprache wenn man sie an der Uni kaum noch spricht und mit einem Master im 4er Bereich kann man doch trotzdem Lehrer werden. Wie gesagt, ich finde für Sek I reichen die Fremdsprachenkenntnisse in der Regel, aber bei Sek II wird es schon problematisch... Ausserdem gibt es Lehrer die auch nach 20 Jahren "what means... in German? "sagen oder "homeworks" oder "find the informations..." oder was weiß ich, sowas lernt man nicht an der Uni... Keiner korrigiert sie; woher sollen sie denn überhaupt wissen, dass es falsch ist? Vielleicht passiert mir sowas auch:-).

Ich finde es ein Unding, aber es gibt immer wieder Unis die keine Auslandsaufenthalte vorschreiben, insbesondere nicht, wenn man 2 Sprachen studiert. Dann muss man in der Regel nur in EINEM der zwei Länder, zumindest war es bei mir damals so. Ich hatte in der Tat neulich eine Franz-Referendarin die während ihres Studiums nie ins Ausland gegangen ist und es auch nicht musste, ihr Französisch war dementsprechend... Trotzdem hat sie das Ref geschafft.

Ich finde Fremdsprachenlehrer (zumindest Gymnasialleher) sollten alle 10 Jahre oder so gezwungen werden für minestens 3 Monate ins Ausland zu gehen, aber das sollte bezahlt und am besten organisiert werden:-). Ich habe auch Kinder und Familie, ich würde es aber auf jeden Fall machen wenn alles bezahlt wäre. So versuche ich jede Gelegenheit zu nutzen ins Ausland zu gehen z.B begleite ich immer die Austausche usw. Ich habe zum Glück noch Freunde im englischsprachigen Ausland aber ich merke schon, dass mein Franz zunehmend schlechter wird... Daher, 1 Woche pro Jahr in Frankreich ist schon mal das absolute Mininum...

nele

Re: UB Englisch Katastrophe

Beitrag von nele »

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Nele
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Plattypus
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Re: UB Englisch Katastrophe

Beitrag von Plattypus »

LatinaTeacharin hat geschrieben:Es kann und darf nicht Kernaufgabe der Universitäten sein, Fremdsprachenkenntnisse zu vermitteln.
Sie sollen ja auch keine Sprachkurse anbieten, sie sollten lediglich die Lehrveranstaltungen in englischer Sprache abhalten. :wink:
Wo die Informatik-Professoren schon aufgrund der Auslands-Studenten Prüfungen auf Englisch abhalten, kann man das von Anglistikern wohl erst Recht verlangen oder? :mrgreen:

Illi-Noize
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Re: UB Englisch Katastrophe

Beitrag von Illi-Noize »

Huck Finn hat geschrieben:Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass man zumindest in den Lehramtsstudiengängen auch Englisch studieren kann, ohne diese Sprache sprechen zu müssen. Was ist da eigentlich Ihre Erfahrung? Sollte man nicht an den Universitäten vernünftiges Englisch lernen können, damit ein Auslandsaufenthalt nicht nötig ist?
Bin kein Fremdsprachler, meine aber behaupten zu können, dass ich erkenne, ob jemand Englisch gut ausspricht oder ob da ein extremer deutscher Akzent vorhanden ist. Wir hatten eine Referendarin, die hat aus meiner Sicht richtig schlecht (aus-)gesprochen, sich aber dann doch irgendwie durchgewurschtelt...

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