"Tipps"

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Skeet1414
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Re: "Tipps"

Beitrag von Skeet1414 »

kecks hat geschrieben:bitter war die erfahrung der schreiberin sicherlich. und es ist völlig legitim, diese erfahrung sarkastisch oder ironisch oder wie auch immer in "tipp"-form zu bringen. ich kenne einige leute, denen es ähnlich ergangen ist. und auch leute, die es so mittel fanden, und manche, die sehr gute erfahrungen gemacht haben. der untertanengeist ist schon groß an manchen/einigen/vielen (kann ich nicht beurteilen) seminarschulen (und nein, das ist nicht fehler der refis, sondern teil einer miesen kultur an diesen schulen). "abstand" und "reflektieren" ist schön und gut, manchen absolventen fehlt dergleichen tatsächlich. manche haben aber auch einfach nur eine sch**** erfahrung gemacht im ref dank fehlbesetzungen im bereich schulleitung, seminarlehrer, betreuungslehrer, sinnbefreiter vorgaben von oben etc..
Meine Erfahrung war auch scheiße; auch halte ich immernoch die eine oder andere Person während meines Refs für fehlbesetzt. Allerdings hat mein Handeln nicht dazu beigetragen, meine Situation entscheidend leichter und erträglicher zu machen.

kecks
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Re: "Tipps"

Beitrag von kecks »

Skeet1414 hat geschrieben: Meine Erfahrung war auch scheiße; auch halte ich immernoch die eine oder andere Person während meines Refs für fehlbesetzt. Allerdings hat mein Handeln nicht dazu beigetragen, meine Situation entscheidend leichter und erträglicher zu machen.
ja gut, bei dir war das so. deshalb muss das aber doch nicht bei allen anderen mit sch***-erfahrungen so sein? ich wüsste jetzt spontan zwei, die sich wirklich nichts zu schulden kommen haben lassen, aber einfach beim ref einen griff ins klo getätigt haben. kommt vor. tut dann halt weh, ist nicht fair, und erzeugt entsprechend "bittere" posts.

karla_j
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Re: "Tipps"

Beitrag von karla_j »

Erstmal danke für eure zahlreichen Antworten.

Ich möchte noch folgendes ergänzen.

Natürlich ist man als Ref i.d.R. "blutiger Anfänger", d.h. vieles muss (sollte) man noch lernen. Dazu ist eine Ausbildung aber meiner Meinung nach da.
Natürlich machen auch die erfahrenen Lehrer normalerweise besseren Unterricht - eben bedingt durch ihre Erfahrung. Ich habe auch unter meinen Mitrefis ein paar Unbelehrbare gehabt, die alles am besten wussten und stur ihr eigenes "Schema" abgearbeitet haben, auch wenn einiges offensichtlich schief gelaufen ist. Auch die erfahrenen Lehrer sind nicht perfekt und machen Fehler - was in der Arbeitswelt ja eigentlich nichts Ungewöhnliches und nichts Schlimmes ist.

ABER: Wir wurden sehr schizophren behandelt. Auf der einen Seite wurde uns gesagt, wir seien ja Berufsanfänger/Auszubildende, auf der anderen Seite sollten wir fehlerfreien Unterricht abliefern. Jeder kleinste Fehler kam einer schweren Verfehlung gleich. Zudem hatte ich das Gefühl, dass wir nur "ausgebildet" wurden, weil die Lehrer (v.a. Mentoren) dazu verdonnert wurden. Engagement suchte man vergebens.

Natürlich weiß man als kleiner Refi vieles noch nicht. Aber für guten Unterricht gibt es nicht immer nur einen Weg. Und nicht jede Methode und jedes Schema passt zu jedem Lehrer/Referendar. Seinen eigenen Weg zu finden - dazu sollte das Ref eigentlich da sein.
Dazu gehört m.E. auch eigene Ideen auszuprobieren. Mal klappt's, mal scheitert man, aus beidem lernt man. Und natürlich kann und soll man Anregungen und Ratschläge von erfahrenen Lehrern annehmen. Brauchbare, konkrete Hilfestellungen habe ich allerdings so gut wie von keinem Ausbilder bekommen. Die Kritik beschränkte sich auf das Aufzeigen von Fehlern ("Kritiklitanei"), ohne zu sagen, wie man es besser macht. Und Dinge wie "Sie haben in XY studiert - da wundert mich gar nix mehr" oder "In Ihrem Alter hatte ich schon zwei Kinder" haben nicht wirklich was mit konstruktiver Kritik zu tun.

Auch als Refi kann man (meistens) gute Ausbilder von schlechten unterscheiden. Und ich kann mir auch erlauben, Mentoren als schlechte Ausbilder zu bezeichnen, wenn sie sich dermaßen unkooperativ verhalten wie meine.
Als ich meine eine Klasse von einem Mentor (ziemlich überhebliche Person) übernommen hatte, hatte der im Vorfeld ziemlichen Mist gebaut, Details kann ich hier nicht nennen. Das ist aber nur beiläufig herausgekommen. Meine Schüler hatten mich dann darauf angesprochen. Konnte mich zum Glück damit "rausreden", dass ich nichts wusste. Den Mentor konnte ich auf die Angelegenheit natürlich nicht selbst ansprechen, da man ihn so gut wie nie im Lehrerzimmer sah und er telefonisch oder per E-Mail auch nie erreichbar war.
Das war nur ein kleines Beispiel von einigen. Gute Zusammenarbeit geht anders.

Und natürlich sind meine Erfahrungen nicht unbedingt repräsentativ, einige von euch haben eine bessere Ausbildung bekommen. Aber, was ich erlebt habe, zeigt doch einige Missstände auf im "System Referendariat".

krabappel
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Re: "Tipps"

Beitrag von krabappel »

karla_j hat geschrieben: Aber, was ich erlebt habe, zeigt doch einige Missstände auf im "System Referendariat".
Warum denn im "System Referendariat"? Du hast Mentoren, ein Seminar, gesunden Menschenverstand, Praxiserfahrung mit und ohne Hospitationen und ein gesamtes Studium hinter dir. Was erwartest du denn?

Mein letzter LAA hat zum Beispiel in zwei Jahren gar nichts gelernt und mir nicht glauben wollen, dass eine Klasse ausflippt, wenn man sie im Klassenzimmer Ball spielen oder auf dem Geländer in den Keller rutschen lässt. Das meine ich wörtlich so. Deswegen zweifle ich trotzdem nicht am Referendariat oder dem "Referendar als solchem".
karla_j hat geschrieben:Jeder kleinste Fehler kam einer schweren Verfehlung gleich.
Was hältst du für einen kleinen Fehler und worin erkennst du, dass er einer schweren Verfehlung gleichkam? Plakative und ungenaue Aussagen klingen in meinen Ohren in erster Linie trotzig.

"In Ihrem Alter hatte ich schon zwei Kinder" ist erstmal wenig hilfreich und unsachlich. Manchmal kann einem aber wirklich der Kragen platzen, wenn einer sich saudumm anstellt und man sich fragt, ob ein Referendar nicht irgendwann erwachsen werden sollte. Wies bei dir war- keine Ahnung.

cancre
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Re: "Tipps"

Beitrag von cancre »

karla_j hat geschrieben:Zudem hatte ich das Gefühl, dass wir nur "ausgebildet" wurden, weil die Lehrer (v.a. Mentoren) dazu verdonnert wurden. Engagement suchte man vergebens.
Dazu würde ich gerne mal aus der Sicht eines Mentors etwas sagen:

Fakt ist, dass man in den seltensten Fällen mittels Dienstanweisung "verdonnert" wird. In unserem Kollegium hat noch jeder Referendar einfach durch Hospitation und Gespräche in den ersten Wochen einen Mentor gefunden, ohne dass dieser verdonnert werden musste.

Fakt ist aber auch, dass man als Mentor für die Mehrarbeit 1. nicht bezahlt und 2. kaum entlastet wird. Ich in Hessen bekomme z.B. eine Aufsicht (15-Minuten-Pause) pro Woche erlassen, wenn ich einen Referendar betreue. Das steht eigentlich in keinem Verhältnis, auch wenn der Referendar selbstständig arbeitet, "pflegeleicht" ist. Entwürfe gegenlesen und durchsprechen, hospitieren, Gutachten schreiben, Examensarbeit gegenlesen, UBs und Besprechungen, Feedback ...

Da kann ich es schon verstehen, dass manche Kollegen irgendwann - gerade in Minifachschaften, in denen man das Mentorat nicht rotieren kann - nach dem 12. Referendar in Folge ihr Engagement etwas herunterfahren. Man hat ja mit voller Stelle, Klassenleitung, Abitur usf. auch noch andere Dinge zu erledigen.

Ich mache das trotzdem in der Regel gerne. Durch transparente Absprachen zu Beginn des Mentorats (Aufgaben, Zeitaufwand, Art und Häufigkeit der Kommunikation etc.) kann man vieles Unangenehme von vornherein schon vermeiden. (Solche Absprachen darf man als Referendar auch gerne einfordern!) Angenehm empfinde ich, dass ich durch das Mentorat auch selbst lerne, auffrische und mich weiterentwickle.
IN AETERNAM A-XIII

Pfefferminz
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Registriert: 09.07.2015, 1:22:55

Re: "Tipps"

Beitrag von Pfefferminz »

Ich muss der Hauptposterin aber recht geben.

Das mit den Hospitationsstunden ist in meinem Bundesland ebenfalls sehr schlecht.

Bei mir wurde sogar mein Hauptfach aus "finanziellen" Gründen einfach abgeschafft (WAT).
Mentoren? Fehlanzeige. Man riet mir sogar davon ab. Fachfremde machen den theoretischen Teil seitdem. Da sucht man sich keine Mentoren, sondern zieht das allein durch. Damit fahre ich auch ganz gut.

In meinem anderen Fach ist es schlechter. Das Fach wurde im letzten Jahr überhaupt nicht angeboten (PW). Dieses Jahr laufen alle Kurse sogar parallel zu meinen Stunden, bis auf eine einzige.

Da freut sich das Refherz. Und wehe der Kollege macht nen Ausflug. Dann stehst du da und fährst Minusstunden ein. Super Sache. Also was macht man. Setzt sich in fremde Fächer mit rein, die irgendwie mit GW zu tun haben. Erdkunde z.B., lehre ich zwar nicht, aber ich krieg meine Stunden rein.

Und dann musst du dich erklären, weil du so wenig hospitiert hast.

So läuft das bei mir. :|


Und Kollegen sagen immer: "Ich hab keine Zeit."

Komischerweise läuft das Fach ohne Mentor und ohne Hospi erstaunlich recht gut und ich bekomme gutes Feedback.

Komischerweise im anderen Fach nicht, da wo ich immer wieder gezwungen bin wechselnd Mentoren für ein paar Minuten zu suchen.

Schlimm, einfach schlimm.

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