Schule ist doof

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Gesperrt
Neubeginner1

Schule ist doof

Beitrag von Neubeginner1 »

Ich habe mich schon als Kind nie in der Schule wohl gefühlt.
Hatte häufig Magenschmerzen und ein Angstgefühl -
Angst davor, von Lehrern oder Mitschülern bloß gestellt zu werden oder zu versagen.

Das allermeiste Wissen, von dem ich heute zehre, habe ich mir im Eigenstudium beigebracht - die Schule hat es mir jedenfalls nicht vermittelt. (Wie ging noch der Witz? "Herr Lehrer, darf ich
nach Hause gehn, ich möchte nämlich etwas lernen...")

Aber der Bildung dienen unsere Schule auch nicht - sondern in erster Linie der Disziplinierung. Die Kinder sollen lernen, den halben Tag lang stillzusitzen, zu machen, was ihnen aufgetragen wird, und die Klappe zu halten.
Nachmittags sollen die Kinder dann noch am Schreibtisch sitzen
und stumpfsinnig Aufgaben erledigen.

Die Schule hat mir meine Jugend gestohlen. Den sehr guten Schulabschluss, den ich mir hart erarbeitet habe, kann ich heute
in den Mülleimer werfen - er nützt mir nichts mehr, interessieren tut er auch niemanden mehr.

Fatalerweise war ich als Referendar wieder in diesen Gemäuern gelandet. Vielleicht, weil ich glaubte, dass sich die Schulen in 10 Jahren geändert haben könnten? Weil ich glaubte, etwas anders machen zu können als meine Lehrer damals? Wie naiv. Ich musste jedenfalls feststellen, dass Schule noch genauso doof ist, wie ich sie als Schüler erlebt hatte. Die Vorstellung, etwas als Einzelner daran ändern zu können - zumal als Referendar -, ist so, als würde man Mitglied beim
Ku-Klux-Clan werden, um die Leute dort zum Antirassismus zu bekehren.

Ich durfte das Unangenehme, das ich als Schüler erlebt hatte,
im Ref. noch einmal erleben, nur diesmal stand ich vorne.
(Allein schon das geisttötende, triste Schulgebäude und
der permanent schlechte Geruch...)

Beim Hospitieren fühlte ich mich plötzlich wieder wie ein
Schüler, der befürchtete, gleich drankzukommen und
die Antwort nicht zu wissen. Das autoritäre Gebaren
so mancher Lehrerkollegen stieß mich ab.

So wollte ich nicht werden - und das wurde mir letztlich
zum Verhängnis. Ich wurde gemaßregelt, weil ich diesen
oder jenen Schüler versäumt hatte zu maßregeln:
"Haben Sie nicht gesehen, der Schüler hat dieses
und jenes gemacht, warum haben Sie nicht eingegriffen? Warum?", bohrten die Fachleiter nach - und ich dachte im Stillen: "Weil es mir egal ist..." Aber das durfte mir natürlich nicht egal sein. Die primäre Aufgabe des Lehrers ist es zu disziplinieren. Wer dieser Aufgabe nicht nachkommt, hat
als Lehrperson in der Schule nichts zu suchen.

So suchte ich denn auch das Weite, mit "Schimpf und Schande
bedeckt".

Zurück blieb Wut: Die Schule hat mir nicht nur die Jugend, sondern vielleicht mein ganzes Leben ruiniert.
Klingt dramatisch, so ist es aber leider.

Malina
Beiträge: 3870
Registriert: 28.08.2006, 20:04:25
Wohnort: Nds

Beitrag von Malina »

Okay...

welche Frage wirft dein Thread jetzt auf bzw. was möchtest du hören?
Finde das übrigens total interessant, dass jemand, der die Schule schon als KInd gehasst hat, freiwillig dorthin zurückkehrt mit so großen Idealen und Wünschen, sie zu ändern.

Deine Disziplinierungsaversion in allen Ehren, ich frage mich aber, wie du dir Unterricht vorstellst, wenn jeder tut, was er grade möchte. Ich empfinde Schule (bin an einer GS) auch häufig mehr als Erziehen denn als Lehren... je länger ich allerdings dabei bin, desto mehr relativiert sich das aber. Anfangs muss man schon ziemlich auf den Tisch hauen, kann aber dann in der Regel auch lockerer lassen. Ohne Regeln etc. wird's aber - sag ich jetzt mal - gelinde gesagt schwierig, auch später.

Naja bin auf jeden Fall auf die weiteren Beiträge gespannt :).

kakaotrinkerin

Beitrag von kakaotrinkerin »

Zurück blieb Wut: Die Schule hat mir nicht nur die Jugend, sondern vielleicht mein ganzes Leben ruiniert.
Klingt dramatisch, so ist es aber leider.
Das klingt ja hochdramatisch. Ich gehe mal davon aus, dass das natürlich grundsätzlich die anderen schuld sind?

Was ich komisch finde: Wenn ich als Schülerin die Schule abgrundtief gehasst hätte usw., dann wär ich doch nicht Lehrerin geworden? Was waren denn bitte die Motive für deine Berufswahl?

Und: Sicher ist am System Schule nicht alles perfekt. Vieles ist eben im System begründet und kann nicht einfach so verändert oder abgeschafft werden, aber Schule kann man auch verändern. Auch im Kleinen.

Und so frage ich mich wie Malina: Was willst du jetzt hören?

Lysander
Moderator
Beiträge: 2579
Registriert: 07.02.2005, 14:43:42
Wohnort: NRW / Gy / E, Ge, Mu

Re: Schule ist doof

Beitrag von Lysander »

Neubeginner1 hat geschrieben:Ich habe mich schon als Kind nie in der Schule wohl gefühlt.
Hatte häufig Magenschmerzen und ein Angstgefühl -
Angst davor, von Lehrern oder Mitschülern bloß gestellt zu werden oder zu versagen.
Keine guten Voraussetzungen, um später selbst Lehrer zu werden.
Fatalerweise war ich als Referendar wieder in diesen Gemäuern gelandet. Vielleicht, weil ich glaubte, dass sich die Schulen in 10 Jahren geändert haben könnten? Weil ich glaubte, etwas anders machen zu können als meine Lehrer damals? Wie naiv. Ich musste jedenfalls feststellen, dass Schule noch genauso doof ist, wie ich sie als Schüler erlebt hatte. Die Vorstellung, etwas als Einzelner daran ändern zu können - zumal als Referendar -, ist so, als würde man Mitglied beim
Ku-Klux-Clan werden, um die Leute dort zum Antirassismus zu bekehren.
Sorry, aber das war wirklich naiv - da hast Du vor allem Deine Rolle und Position deutlich überschätzt bzw. Dich mit dieser nicht gründlich genug auseinandergesetzt.
Zurück blieb Wut: Die Schule hat mir nicht nur die Jugend, sondern vielleicht mein ganzes Leben ruiniert.
Klingt dramatisch, so ist es aber leider.
Nun ja, wenn man der Meinung ist, dass andere die Verantwortung oder Schuld dafür tragen, wie das eigene Leben verlaufen ist, dann mag das angehen.
Jeder ist aber für sein Leben selbst verantwortlich - vielleicht wäre hier eine andere Art von Selbstreflexion als die "mein Fehler war, nicht erkannt zu haben, dass alle anderen Arschl***** sind" hilfreich. (Und Dein Beitrag spiegelt eben genau diese Haltung wider).

Gruß
Lysander

Hubselzwerg
Beiträge: 2783
Registriert: 30.08.2008, 19:34:09
Wohnort: Niedersachsen Sek I Mathe und Physik

Beitrag von Hubselzwerg »

tsja, da hätte sich wohl einer vorher genauer angucken sollen, was zum Job des Lehreres gehört.
Eine Demokratie kann nur unter der Bedingung funktionieren, dass es Regeln gibt.
Wer unsere gesellschaftlichen Regeln nicht akzeptiert, kann nicht Lehrer werden.
Einige Stufen drunter gibt es dann schulinterne Regeln. Und wenn die von der Schule so beschlossen sind, musst du als Lehrer auf die Einhaltung achten.
"Haben Sie nicht gesehen, der Schüler hat dieses
und jenes gemacht, warum haben Sie nicht eingegriffen? Warum?", bohrten die Fachleiter nach - und ich dachte im Stillen: "Weil es mir egal ist..."
Hast du da mal ein Beispiel, für eine Regelübertretung, die dir egal ist?

Ich habe aus einer Stunde heute gleich mehrere, die mir nicht egal waren: Benutzen des Handys :shock: , dazwischen quatschen, durch den Klassenraum schreien, einem Mitschüker Material wegnehmen....

Das wäre dir egal? Wie willst du so unterrichten?

Es gibt ja tatsächlich auch Schüler, die dem Unterricht gern folgen würden. Und damit die die Chance dazu bekommen, müssen die anderen "die Klappe halten" wie du es formulierst.

Und ja, disziplinieren gehört tatsächlich dazu. (Und wird nicht einfacher. Seine Kinder zu erziehen und ihnen Grenzen zu setzen ist ja out)

Bist du etwa für ein Leben ohne Regeln?
Zurück blieb Wut
Hoffewntlich zumindest auf dich selbst. Wie kann man mit so einem Verhältnis zu Schule Lehrer werden wollen??

Wenn du so eine Allergie gegen Disziplin und Regeln hast: Hast du schonmal mit dem Gedanken an eine alternative Schule gespielt?
Die Schule hat mir nicht nur die Jugend, sondern vielleicht mein ganzes Leben ruiniert.
Klingt dramatisch
In der Tat.
Wie alt bist du, dass du der Meinung bist, dein Leben sei ruiniert?
Warum kannst du mit deinem Schulabschluss nichts mehr anfangen?

Und natürlich kann man auch im kleinen Dinger verändern!

Neubeginner1

Re: Schule ist doof

Beitrag von Neubeginner1 »

Lysander hat geschrieben:
Nun ja, wenn man der Meinung ist, dass andere die Verantwortung oder Schuld dafür tragen, wie das eigene Leben verlaufen ist, dann mag das angehen.
Den Eindruck muss ich korrigieren: Wieder an die Schule
zurückzukehren, war ganz allein mein eigener dummer Entschluss.
Ich hadere deshalb mit mir selber.
Ich gebe daran niemandem die Schuld.

kakaotrinkerin

Beitrag von kakaotrinkerin »

Na dann wäre das ja geklärt.

Gesperrt