Würdet Ihr Euer eigenes Kind auf eine Hauptschule schicken?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
BioAusLeidenschaft
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Beitrag von BioAusLeidenschaft »

Hallo Michaela,
eine gute Frage, die ich mir, so muss ich zugeben, bisher noch nie gestellt habe!
Meine Tochter ist noch nicht so weit und die nächste Instanz wäre erst der Kindergarten, aber ich glaube, ich würde mein Kind nicht auf die Hauptschule schicken. Würde es diese Empfehlung bekommen (die Vorstellung fällt mir, ehrlich gesagt, irgendwie schwer), würde ich wahrscheinlich Sturm laufen und am nächsten Tag in der Schule auftauchen. Auch würde ich mein Kind in den Probeunterricht geben und schauen, wie es sich gibt. Würde es diesen "bestehen", würde ich sie erst einmal auf die Realschule geben und dann sehen, ob sie evtl. doch noch auf ein Gymnasium wechseln könnte. Wäre sie aber wirklich mit der Realschule überfordert, würde ich nach alternativen Schulformen suchen, aber auf die Hauptschule schicken würde ich sie nicht. Nicht, weil es die Hauptschule ist und mir das unangenehm wäre, sondern weil ich Angst hätte, dass mein Kind dort "abrutschen" könnte und nicht hinreichend "versorgt" wäre. Diese Erfahrung würde ich meiner Tochter ersparen wollen und ich glaube, ich würde mir mein Leben lang Vorwürfe machen, würde ich sie auf diese Schule schicken.

lala
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Beitrag von lala »

BioAusLeidenschaft hat geschrieben:ich würde mir mein Leben lang Vorwürfe machen, würde ich sie auf diese Schule schicken.
Liebe Mütter,

kommt denn die Diagnose "Hauptschule" aus heiterem Himmel?

Würde man nicht schon vorher fördern und versuchen, die Hauptschule zu verhindern? Man merkt das doch, wenn das Kind gefährdet ist, oder?

Es kommt doch nicht von heute auf morgen die Entscheidung: "Leider muss Ihr Kind die Hauptschule besuchen!"

lg

lala
Die Bildung eines Menschen zeigt sich am deutlichsten in seinem Verhalten gegenüber Ungebildeten.

BioAusLeidenschaft
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Beitrag von BioAusLeidenschaft »

[quote]Würde man nicht schon vorher fördern und versuchen, die Hauptschule zu verhindern? Man merkt das doch, wenn das Kind gefährdet ist, oder?


Dem stimme ich vollkommen zu. Nun könnte aber ja trotz intensiver Förderung besagter Fall eintreffen - für diesen Fall würde ich sie nicht auf eine Hauptschule schicken und mir, würde ich es dennoch tun Vorwürfe machen.

Olli K.
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Beitrag von Olli K. »

Da die Intelligenz der Kinder durch jene der Eltern größtenteils determiniert ist, sollte sich mir diese Frage niemals stellen. :D
Ich würde aber niemandem raten, sein Kind auf eine städtische Hauptschule zu schicken, da es dann Gefahr liefe, sein Leben lang gebrochen Deutsch zu sprechen...

Fränzy
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Beitrag von Fränzy »

Hallo Skara,

ein Kibbuz - Aufenthalt wäre für viele eine interessante Erfahrung, nicht nur für Hauptschüler, du hast aber Recht, gerade sie profitieren davon als Gleiche unter Gleichen zu arbeiten und zu leben und lernen im Zusammensein mit Mitmenschen. Aber gerade auch jene Menschen, die immer wieder auf andere Menschen hinunterblicken und Vorurteile haben, können im Kibbuz lernen mit Menschen wertschätzend umzugehen, die sich eventuell anders verhalten, anders aussehen, sprechen oder langsamer sind. Man kann im Kibbuz lernen, sich den "Dingen" so vorurteilsfrei zu nähern, dass sich die Gegenstände selbst ins Licht stellen - wie sie sind - nicht wie sie aufgrund von Theorien und Vorurteilen scheinen (Frei nach Husserl). Dazu muss man sich erst mal seiner Vorurteile bewusst werden, ist manchmal auch nicht einfach die dann auszuklammern. Bin jedoch fest davon überzeugt, dass solches Denken in Deutschland dringend notwendig ist und zuwenig betrieben wird, siehe die Klassen der Dt. Bahn.

Vielen Dank, ich versuche Spaß zu haben im Urlaub, am So gehts los. Werde wahrscheinlich eher nicht die Pilgerstätten aufsuchen, da zur Zeit doch gefährlich. Werde mich wohl an den Strand flacken, ein paar Konzerte genießen und mein Yvrith aufpolieren, das sich nur fürs Gröbste eignet, Weg fragen, Einkaufen, Small Talk. Durch kommt man in Israel ja auch ganz gut mit Englisch. Deutsch stirbt aus. Wen wunderts.

Zum Thema: Die althergebrachte Einteilung in HS, RS, GY stammt aus dem Militärstaat Preußen, da brauchte man Fußvolk. Heute stellt sich mir doch die Frage, welchen Sinn die Aufteilung hat, außer dass die Kinder der Reichen unter sich bleiben. Sorry, aber als Angehöriger einer ethnischen Minderheit mit Migrantenhintergrund, seh ich schon deutliche Missstände. Ich sollte damals auf die RS, nachdem meine Eltern Trouble gemacht haben war ich dann auf dem Gymnasium. Habe ein Spitzenabi (1,5) und wenig dafür getan, habe auch in meinem Stex und Dipl nur sehr gute Noten. Die GS - Lehrerin hat MEINEN ELTERN nicht zugetraut, dass sie mir helfen können, weil die kein Englisch und Französisch können. Dass die Russisch, Hebräisch und Deutsch können, war nicht von Belang.
Das System ist höchst ungerecht!! Zum einen werden anscheinend nicht immer die Leistungen zugrunde gelegt, fließen wohl auch Vorurteile ein und zum anderen sehen die Eltern, die sich nicht wehren können in die Röhre. Ich bin dabei nicht der Meinung, dass GY geschenkt werden soll, aber es ist eine Schande, dass das bisherige System sogar gut- und hochbegabte Schüler selektiert.

Fränzy

Olli K.
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Beitrag von Olli K. »

@Fränzy
Daß sich die Schülerschaft des Gymnasiums größtenteils aus den Kindern der so genannten "Oberschicht" rekrutiert, hat nichts mit Geld zu tun, sondern schlicht und einfach mit Genetik. Es ist nun einmal so, daß Akademiker i. d. R. intelligenter sind als "Arbeiter". Zudem heiraten Männlein wie Weiblein ebenfalls i. d. R. unter ihresgleichen. Das Resultat: Akademikerkinder sind i. d. R. intelligenter als Arbeiterkinder und dementsprechend häufiger auf dem Gymnasium zu finden. Das hat nichts mit Zugang zu Bildungsmitteln im Akademikerhaushalt zu tun - welches Kind blättert schon im Brockhaus? Ebensowenig hilft es, seinen Kindern Beethoven oder Mozart im Mutterbauch vorzuspielen. Und Argumente wie: "ich kenne aber jemanden, der..." ziehen da nicht, denn es geht hier ja um den Regel- und nicht den Einzelfall.
Früher war das mal anders, unsere Elterngeneration hatte da noch unter ganz anderen Schwierigkeiten zu leiden. Mittlerweile kann jeder, und seien die Eltern noch so arm, auf das Gymnasium gehen, zumal es eh immer mehr zur Regelschule verkommt. Die Rufe nach mehr Abiturienten, weil wir ja im internationalen Vergleich mit ca. 38% (!) zu schlecht dastünden, sind einfach nur lächerlich. Wer mal im Ausland im Schulwesen tätig war, weiß, was für ein akademisches Niveau dort herrscht. Ganz zu schweigen von diesen unsäglichen Bachelor-"Studiengängen"...

Fränzy
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Beitrag von Fränzy »

Horch mal, meine Eltern sind Akademiker. Sie sprechen nur mit Akzent. Das war ein Problem für die Lehrerin. Ich meine einfach, die Empfehlung sollte auf sicherer Grundlage stehen, auf die Leistung des Kindes, nicht auf das Können der Eltern bezogen werden.
Natürlich wird Intelligenz vererbt, keine Frage. Mit der Benachteiligung der Migrantenkinder in Deutschland hat das jedoch herzlich wenig zu tun. In anderen Ländern funktioniert die Integration wesentlich besser, obgleich auch dort Intelligenz nach der Gaußschen Normalkurve auf die Bevölkerung verteilt ist.
Ich vermute, dass du meinen Beitrag missverstanden hast, mir gehts nicht nur um die Reichen- das war ein Spruch. Von mir aus, setzt Akademiker, Denk - Elite... ein. Das ist egal. Es ist auch nicht von Belang, ob und wie sich Intelligenz vererbt. Obgleich mich das interessiert. Ausschlaggebend, ist wie wir (Lehrer, Gesellschaft) die Probleme im Schulsystem lösen können. So dass alle Menschen Chancen auf gelingendes Leben haben, dass sie teilhaben können am Ganzen des Leben. Schuldzuweisungen sind da eigentlich nicht nötig. Es geht ums in Angriff nehmen.

Ich habe Abi, meine Stexs, ein Diplom und in 2 Jahren wahrscheinlich meinen Dr. Ich habe dafür deutlich mehr kämpfen müssen, als die Kinder derer, die hier seit Generationen leben. Das hat mit Intelligenz nichts zu tun, ich kenne meinen IQ, der ist ganz gut. Eltern die immigrieren haben oftmals andere Sorgen, wie die Sprache zu lernen, Kontakte zu bekommen, sie wissen oft nicht wie es hier läuft, manche sind vor Kriegen geflohen, oft traumatisiert. Meine Eltern haben im Holocaust weite Teile ihrer Familie verloren, sind über Israel irgendwann hier hängen geblieben. Ich bin froh darüber. Und dankbar. Ich fühle mich als Deutsche und bin 100% integiert, vergesse aber niemals, dass das nicht einfach ist und dass Schulerfolg sich nicht auf einseitige Bedingungen zurückführen lässt. Da spielt immer vieles zusammen, Intelligenz ist nur ein winzig kleines Puzzle - Teil. Der Spagat zwischen verschiedenen Sprachen, Kulturen, Religionen ist schwierig, oft wird man gleich in Schubladen gesteckt. Zu vielen in Deutschland gelingt der Spagat nicht. Da sind ALLE gefordert, das zu verbessern, nicht nur die einen oder die anderen.
LG Fränzy

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