kurze eckdaten: lehramt realschule studiert, chemie und biologie lehrerin, gerade fertig mit dem ref, habe leider keine planstelle bekommen und bin seit diesem schuljahr angestellt an einer ehemaligen hauptschule, jetzt rs plus mit einem vollen vertrag bis zu den sommerferien
![Sad :(](./images/smilies/icon_sad.gif)
jetzt zum eigentlichen thema.
ich merke, dass ich mich in dieser ehemaligen hauptschule nicht wohl fühle. das schülerklientel ist extrem problematisch und es fehlen die grundsätzlichen umgangsformen. ich bin nicht gerade die autorität in person. bin relativ klein (viele schüler sind einen kopf größer als ich) und habe eine helle stimme. das macht es umso schwerer. an respekt mangelt es diesen schüler sowieso, auch gegenüber anderen lehrkräften.
habe direkt eine klassenleitung in einer sehr schwierigen 8ten klasse mit förderkindern bekommen. dazu sind es 30 schüler. zusätzlich muss ich fachfremd mathematik, geschichte und bildende kunst unterrichten sowie eine deutsch-ag leiten. (ich bin nicht sooo gut in mathe- hab ich auch gesagt- es hieß: ach das klappt schon, wir machen das parallel--von wegen, hab bis heute kein material bekommen) alleine die planungen und das einlesen und mir selbst nocheinmal beibringen lassen mich fast schon resignieren. bücher hat die schule keine und ich muss mir diese selbst kaufen.
ich fühle mich nicht in der lage mathematik fachgerecht an schüler zu vermitteln. ich kann kein mathe! jedenfalls nicht so gut, um mathelehrer zu sein. aber weigern kan man sich nicht. man kann heute froh sein überhaupt einen arbeitsplatz zu haben:(
die ehemalige klassenlehrerin hat mir auch gesagt, dass ich sehr engen kontakt zu den eltern von mind 9 schülern halten muss, aber einige eltern seeeehr schwierig sind, was bedeutet: wöchentliche anrufe! teilweise auch tägliche hausaufgabenhefteinträge über das verhalten des schülers. sogar zu außenterminen soll ich fahren, zB caritas...
dann das ganze organisatorische drum herum: klassenbuchführung, elternabend, wandertag, außerschulische abendveranstaltungen,
komme in den pausen (haha welche pausen), nicht mal dazu zu essen, das zehrt an meinen nerven. entweder quatschen mich lehrer an: kannst du eben mal dies tun oder das, daran musst du noch denken. ah und die eltern musst du noch anrufen. oder ich habe aufsicht: dreimal die woche, oder schüler wollen etwas und klopfen ständig.
auch während des unterrichts kolpft es ständig- einzelne schüler werden per durchsage ins sekretariat beordert oder von der schulsozialarbeit ausgeliehen, um dinge herumzutragen..die schulbuchausleihe hat noch nicht alle bücher geliefert oder die schüler können sich die bücher nicht kaufen,weil die eltern kein geld haben und das mit der ausleihe verpennt haben usw...
das sind doch keine zustände= oder ist das normal ???? so habe ich das noch nie erlebt.
auch das kollegium ist eher für sich. jeder macht sein ding. keiner schaut auf den anderen.
auch finde ich es furchtbar, dass es immer noch keinen endgültigen stundenplan gibt. man muss ständig zittern, dass sich noch etwas ändert und man nun doch noch mehr als die zwei tage bis nachmittags unterricht hat. (ich habe zweimal in der woche bis 16 uhr)
die schule ist auch sehr dürftig ausgestattet. es gibt keine tollen medien, keine nennenswerten fachsammlungen, keine beamer, kaum overheadprojektoren: sprich: NICHTS als eine tafel und kreide.
mir wächst das gerade alles über den kopf.
dazu werde ich auch noch mies bezahlt, was mich zusätzlich demotiviert.
ich weiß, dass meine zukunft auf keinen fall an einer schule sein kann, in der diese art schüler sind. ich krieg die krise.ich habe nur demotivierte, faule, freche kinder da sitzen.
weiterer punkt: ich lasse mich nicht gerne anpöbeln.. aber die klassenlehrerin hat gesagt, dass eines der i- kinder seine emotionen nicht im griff hat und ich darauf rücksicht nehmen muss ( es schreit dann rum und beleidigt und droht, knallt bücher auf den tisch usw..) ich würde hier ja konsequent eingreifen (tadel oder rausschicken da vor allem die anderen schüler sonst denken, dieses verhalten ist ok), aber scheinbar ist das ein spezieller fall. (ich hab davon keine ahnung, bin ja keine förderlehrerin)
dennoch muss ich für die i-kinder jede stunde differenziertes material dabei haben. ich habe zwar in einigen stunden eine förderkraft mit dabei, allerdings ist sie mir bis jetzt keine große hilfe. ich habe große probleme mit dieser extremst heterogenen klasse. nicht nur leistungsbezogen, auch das sozialverhalten divergiert enorm. heterogenität auf allen ebenen ist echt das schlimmste.
meine ausbildungsschule war reine realschule und es gab keine i-kinder. alle hatten ein angemessenes sozialverhalten. ich konnte nicht "üben" wie man sich bei solch "krassem" schülerklientel verhält.
in meinem referendariat bin ich deshalb super zurecht gekommen. viele schreiben ja, es war eine höllenzeit. für mich war es das nicht. ich hatte spaß am arbeiten und spaß zu lehren. die schüler haben mich akzeptiert und hatten sogar oft richtig spaß am lernen. (es war eine reine realschule an der ich war). keine der stunden, die ich dort gehalten habe, könnte ich mit den schülern meiner jetzigen schule in der form halten.
ich bin so erschüttert, wie groß die unterschiede an verschiedenen schulen doch sind. aber eins weiß ich : ich möchte nicht an dieser schule bleiben.als ich mich nach verschiedenen praktika für das realschullehramt entschieden habe, gab es die reform der zusammenlegung von haupt und realschule noch nicht. ich wusste immer: ich will niemals an eine hauptschule.
nun bin ich genau da.
das problem: was, wenn ich an dieser schule eine planstelle bekomme? so etwas lehnt man nicht ab. was soll ich nur machen? mir graut es vor dem berg an aufgaben und ich fühle mich dem, als berufsanfänger an dieser schule nicht gewachsen.
ich danke euch für das lesen und für jeden beitrag.