Arbeitsbelastung bei voller Stelle

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
mr_fresh
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Arbeitsbelastung bei voller Stelle

Beitrag von mr_fresh »

Hallo!

Ich arbeite jetzt seit fast zwei Jahren Vollzeit und langsam geht mir die Puste aus.

Das Referendariat und das erste Jahr danach waren zwar arbeitsintensiv, aber bei mir ist jetzt ein Punkt erreicht, wo die Belastung zu hoch wird. Mein Problem ist, dass ich den Eindruck habe, in einem Hamsterrad zu stecken und dass sich das ganze Leben nur noch um die Schule dreht. Am Wochenende bin ich meist so platt, dass ich auch keine Energie für einen aktiven Ausgleich mehr finde. Und keine Zeit für Dinge, die mich interessierten, die mal nichts mit Schule zu tun haben.

Zwar gehen die Vorbereitungen schnell, der Unterricht läuft gut und die Korrektur von Klausuren ist auch nicht das Problem. Es ist eher das, dass ich durch ständige Zusatzaufgaben (Konferenzen, Treffen mit Kollegen zur Unterrichtsplanung etc. etc.) recht spät nach Hause komme und dann oft noch zwei Stunden für den kommenden Tag vorbereiten muss bzw. etwas zu korrigieren habe. Aber das Vorbereiten bezieht sich auch eher auf Elternbriefe, Protokolle etc. als auf Unterricht.

Hat jemand einen guten Tipp??? Irgendwie sehe ich kein Licht am Ende des Tunnels bzw. der Woche.

Danke!
LG mr_fresh
Ich sitze am Straßenhang. // Der Fahrer wechselt das Rad. // Ich bin nicht gern, wo ich herkomme. // Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre. // Warum sehe ich den Radwechsel mit Ungeduld? (B. Brecht)

Jméno
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Re: Arbeitsbelastung bei voller Stelle

Beitrag von Jméno »

Das Problem mit der Belastung kann ich nachvollziehen. Bereits im vergangenen Sommer war klar, dass ich in diesem Schuljahr zwei Leistungskurse haben würde, zwei Tutorien, dass ich Personalrat bin und nebenbei noch in zwei wirklich aufwändigen Arbeitsgruppen mitwirke. Trotzdem hat die Schulleitung entschieden, mich auch noch zum Klassenlehrer in der Mittelstufe zu machen - und das in einer Klasse mit vielen aufmerksamkeitsbedürftigen Eltern. Mir wurde das irgendwo als Mittelding zwischen Notwendigkeit und Schmeichelei begründet („Herr Jméno, unsere Allzweckwaffe!“ - nee, is klar!).

Tutorien und Klassenleitungen werden bei uns standardmäßig nicht vergütet, d.h. sie reduzieren meine Unterrichtsbelastung nicht, sodass ich neben einer vollen Stelle das Gefühl habe, zusätzlich denselben Packen an Orga-Belastung dazu bekommen zu haben. (Und noch eine Landesregierung, die glaubt, ich arbeite eh zu wenig. Hurra!)

Und ich hab in den Ferien den Beschluss gefasst, häufiger mal Nein zu sagen. Ich mache - sukzessive und freundlich - den Elternvertretern klar, was alles nicht in meinen Aufgabenbereich fällt (und dazu gehört alles, was mit „Könnten Sie nicht mal eben...“ anfängt). Ich bin inzwischen höchst unflexibel, was spontane Gesprächstermine betrifft: Zu meinen Bedingungen oder eben nicht. Wenn andere Leute irgendwas verbockt haben, springe ich nicht mehr, um deren Fehler zu vertuschen. Koordinationstreffen mit Kollegen bringen mir einen Mehrwert - oder ich halte sie sehr kurz. Und alle Zusatzaufgaben kommen auf den Prüfstand. Es geht nicht anders. Im Sinne meiner Gesundheit.
…он је метафора, начин живота, угао гледања на ствари!

mr_fresh
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Re: Arbeitsbelastung bei voller Stelle

Beitrag von mr_fresh »

Bei mir sieht die Situation ähnlich aus: Klassenleher, Mitglied in zwei AGs, viele Oberstufenkurse etc.

Ich habe immer deshalb bei vielen Zusatzaufgaben nicht Nein gesagt, weil ich dachte, man müsse etwas leisten: 1) ich bin noch nicht auf Lebenszeit verbeamtet und 2) man möchte einen guten Eindruck hinterlassen für eine eventuell frei werdende Funktionsstelle ...

Vielleicht ist auch dieses Denken falsch ... wenn ich sehe, WIE und AN WEN bestimmte Posten vergeben werden, ist das System eh sehr zweifelhaft geworden ...

Bin aber auch für ganz konkrete Tipps dankbar ...
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Illi-Noize
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Re: Arbeitsbelastung bei voller Stelle

Beitrag von Illi-Noize »

Treffen mit Kollegen zur Unterrichtsplanung etc.
Was macht ihr da? Ich habe sowas noch nie gemacht, ich plane meinen eigenen Unterricht und gut is ;-)
Aber das Vorbereiten bezieht sich auch eher auf Elternbriefe, Protokolle etc. als auf Unterricht.
Wie viele Briefe verschickst Du denn pro Jahr? Ich maximal einen oder zwei, wenn es um Wandertage oder Klassenfahrten geht. Alles andere bzw. persönliche läuft bei mir durch Einträge ins Hausaufgabenheft des entsprechenden Schülers.
Wie viele Protokolle fallen denn an? Bei uns rotiert das immer durch, da komme ich vielleicht alle drei Schuljahre mal dran und muss eins schreiben.

Vielleicht kannst Du das ein wenig genauer beschreiben, evtl. habt ihr eine ganz andere Orga als wir.

LatinaTeacharin
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Re: Arbeitsbelastung bei voller Stelle

Beitrag von LatinaTeacharin »

2) man möchte einen guten Eindruck hinterlassen für eine eventuell frei werdende Funktionsstelle ...
Für das bißchen mehr an Kohle derart buckeln? :roll: ... Nee, danke.

mr_fresh
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Re: Arbeitsbelastung bei voller Stelle

Beitrag von mr_fresh »

Also, wir tauschen Materialien aus, beispielsweise ... und Klausuren mit Erwartungshorizonten. Das kann schon sehr hilfreich sein, nimmt aber eben auch viel Energie in Anspruch, wenn man eh schon acht Stunden am Tag hatte.

Protokolle? Na, bei jeder Gelegenheit immer mal wieder: Jahrgangsteam, Kernteam, Steuergruppe, AG blablabla.

Elternbriefe? Exkursionen, Förderbedarf etc. etc.

@LatinaTeacharin: Ja, Recht hast Du ... am Wochenende Pizza ausfahren bringt mehr Geld ...
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Katta
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Re: Arbeitsbelastung bei voller Stelle

Beitrag von Katta »

Wenn es ein reiner Materialaustausch ist, das geht doch auch via Mail, modle, lo-net, was auch immer. Dann kann man reingucken, wenn man es braucht.

Aber ganz ehrlich, die Protokolle müssen doch rotieren?

Ansonsten bleibt dir, aus meiner Sicht, auch nur 'nein' zu sagen. Eine Kollegin versuchte auch mal, mich in unsere Steuergruppe zu lotsen (und dabei mehr oder weniger moralisch zu erpressen) - sorry, nope. In dem Halbjahr war ich eh insgesamt 6 mal (überwiegend am Wochenende) für die Schule weg, hatte zwei Leistungskurse zu korrigieren und eine neue 5. Klasse als Klassenleitung. Irgendwann ist halt Schluss. Und ja, ich war auch noch in der Probezeit. Ganz ehrlich, wenn du nicht gerade 'wen umbringst' kann dir doch kaum was passieren... Klar, wenn du jetzt so dermaßen scharf auf "Karriere" (was an Schule schon Karriere ist...) bist, dann fällt einem das schwerer.

Mich haben auch alle für bekloppt erklärt, dass ich mich nicht auf die freigewordenen A14 Stellen beworben habe. Aber ich wusste, dass ich ein sehr arbeitsintensives Schuljahr vor mir habe und für die 100€ ist mir der massive Mehraufwand nicht wert. Mir wäre ein ausgeglichenes Leben neben der Schule auch deutlich wichtiger - aber ich hab auch kein Interesse an "Karriere" in der Schule (ist größtenteils eh primär oder zumindest immer mit extrem viel Verwaltung und Orga verbunden und ich unterrichte lieber).

Wichtigster Tipp, den ich mal bekommen habe: Wenn jemand mit einer Idee für Arbeitsgruppe etc auf einen zukommt, nicht sofort einfach zusagen, sondern a) ausführliche Informationen einfordern, was da alles zugehört und b) um einige Zeit zum Nachdenken bitten (bzw. einfordern).

In der Schule achtet keiner (!) auf dich und deine Gesundheit (von deinem Privatleben mal ganz zu schweigen), also musst du es selber tun.

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