Historiker - verkommt Geschichte zum Laberfach?

Fragen & Antworten zu didaktischen Problemen, methodische Kniffe für den nächsten Unterrichtsbesuch usw.
tigerbeat
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Historiker - verkommt Geschichte zum Laberfach?

Beitrag von tigerbeat »

Hallo alle,

in einem anderen Thread ist Frauen- und Alltagsgeschichte als "Gedöns" und "Tamtam" bezeichnet worden. "Weiche Themen" seien einfacher zu unterrichten als politische Themen, weil man da nicht soviel Fakten vermitteln muss.

Wie seht ihr das? Freue mich auf ein Meinungsbild.

Tiger

rumo
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Beitrag von rumo »

Geschichtsunterricht wird sich nie allein durch Frauen- oder Alltagsgeschichte füllen lassen, die politischen Elemente werden immer im Vordergrund stehen (die gibt ja auch der LP vor).

Als Verdeutlichung der politischen Lage/ Entscheidungen etc. bietet sich sicherlich in manchen Fällen Einzelstunden zu anderen Perspektiven der Geschichte an (die ja auch in Längs- und Querschnitten stattfinden sollen).

Laberfach wird es wohl nur werden, wenn man einen Laberlehrer hat, viele stellen sich ja vorne hin und erzählen Geschichten (und nicht Geschichte).

derrealistmitderblume
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Beitrag von derrealistmitderblume »

dass alltagsgeschichte eine berechtigung hat , ist nicht abzustreien. das problem ist komplexer. die großen linien werden eigentlich so nicht mehr aufgezeigt. es wird mehr mit fallbeispielen gearbeitet , exemplarisch.

Erdnuckel
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Beitrag von Erdnuckel »

in nds sieht es nach den neuen kerncurricula so aus, das die politische geschichte eher etwas reduziert wird, während der schwerpunkt vermehrt auf sozial- und alltagsgeschichte gelegt werden soll. das hatten wir mittwoch grad im seminar... :D

costi
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Beitrag von costi »

es ist schon sehr abhängig von der jahrgangsstufe. in der 7. hatten wir einen ganzen block mit "leben auf dem dorf" "leben in der stadt" "gesundheit und krankheit im mittelalter". ich finde aber, dass das auch für die 7.klässler angemessen war. und bloß weil es alltagsgeschichte ist, muss es ja noch lang kein laberfach sein.
ich unterrichte gleichzeitig in der 8. klasse, und das einzige "laberthema", wie ihr das so schön nennt, waren bisher die frauen in der französischen revolution.
was ich persönlich denke, ist aber schon, dass es für die schüler bei der politischen geschichte wichtiger ist, es in einen groben zeitrahmen einordnen zu können und warum etwas passiert ist - als den detailierten ablauf von irgendwelchen schlachten.

paukerin
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Beitrag von paukerin »

Ich sehe das auch so, wie costi. Und ganz wichtig finde ich, zu erwähnen, dass es doch letztlich am Lehrer liegt, ob Geschichte zu einem Laberfach verkommt. :wink: Mal davon abgesehen, dass man SuS oft viel mehr erreichen kann, mit Dingen, die sie nachvollziehen können, sprich Alltagsgeschichte. Das soll natürlich nicht heißen, dass man deshalb die polit. Aspekte außen vor lassen soll....
Förderschwerpunkte Lernen und Motorische Entwicklung sowie Geschichte

realistmitderblume
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Beitrag von realistmitderblume »

dass man SuS oft viel mehr erreichen kann, mit Dingen, die sie nachvollziehen können, sprich Alltagsgeschichte

>>eben eben , genau deswegen weichen ja immer mehr darauf aus !!! is jaaa auch so schön ein rollenspiel zur lage an der heimatfront des 1 wk zu machen und sich in die rolle der so hungernden frauen zu versetzen als quellen, diplomatische dokumente zum kriegsausbruch zu analysieren.
ich füge mich auch nur den zwangsbedingungen, dass viele ss einfach zu solch konzentrierter arbeitsweise per se nicht mehr in der lage sind und man sich immer irgendwelche motivationseinrahmungen ausdenken muss: deswegen habe ich dann eben auch z.b. in bezug auf den 1 wk eine "talkshow zum thema ursachen, schuldfrage des 1 wk" gemacht. das war ganz gut. aber meine provate meinung ist trotzdem, dass das alles gedöns ist. man könnte genausogut im klassenverbund deiskutieren, nein da muss dann ein riesentamtam gemacht werden mit einer makromethode talkshow etc. ich praktiziere dies alles auch aber bin alles andere als erfreut über diese letzlichen niveaunivellierungsmaßnahmen.

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