Mysterium "Amtsarzt" - Erfahrungsbericht

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Anna1979
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Mysterium "Amtsarzt" - Erfahrungsbericht

Beitrag von Anna1979 »

Hallo zusammen,

da hier immer wieder Fragen zum Amtsarzt kommen BEVOR jemand dort hingeht, aber man nur selten erfährt, wie es denn dort gewesen ist, möchte ich hier mal meine jüngsten Erfahrungen beisteuern.

Scheinbar gibt es von Gesundheitsamt zu Gesundheitsamt schon Unterschiede, was den Ablauf und die Gewichtung der Untersuchung angeht, wie ich durch Gespräche mit anderen "Betroffenen" erfahren habe, aber von einigen Dingen kann man wohl sicher ausgehen.

Mir hatte man bei der Terminvereinbarung schon gesagt, dass ich möglichst Blutuntersuchungsergebnisse und sonstige Befunde mitbringen soll. Ansonsten wird im Gesundheitsamt Blut abgenommen, aber dann kann es passieren, dass man nicht mehr am selben Tag erfährt, wie diese Ergebnisse ausgefallen sind.
Ich habe daher vorher ein kleines Blutbild machen lassen und den Röteltiter bestimmen lassen.

Beim Gesundheitsamt angekommen, musste ich zuerst im Wartezimmer einen Fragebogen und mehrere Vordrucke ausfüllen bzw. unterschreiben (die benötigte Zeit war schon beim Termin mit eingerechnet, den Amtsarzt selbst habe ich erst 20 Min. später gesehen).
Auf dem Fragebogen wurde zuerst nach bedeutsamen Vorerkrankungen in der Vergangenheit gefragt, insbesondere nach schweren Erkrankungen, Brüchen und stationären Behandlungen und danach, ob diese ausgeheilt sind oder nicht. Dann kam eine lange Liste von möglichen aktuellen Beschwerden, bei denen man nur "Ja" oder "Nein" ankreuzen musste. Schließlich wurde noch gefragt, ob man Alkohol trinkt, raucht, Drogen nimmt und ob man eine Brille oder ein Hörgerät benutzt. Zuletzt wurde nach Medikamenten gefragt, die man regelmäßig einnimmt.

Beim Amtsarzt fand dann zunächst ein ca. 10-minütiges Gespräch statt, in dem im Prinzip der Fragebogen noch einmal durchgegangen wurde. Der Arzt hat sich dann auch die Blutergebnisse angesehen. (Besonders relevant waren dabei wohl der Leberwert, die Harnsäure und der Cholesterin-Wert.)
Dann kam eine ebenfalls ca. 10-minütige Untersuchung, zu der ich mich bis auf die Unterwäsche ausziehen musste. Es fing mit wiegen und messen an. Dann wurden die Reflexe getestet (mit "Hämmerchen" und Lampe). Ich musste außerdem die Stirn runzeln, sowie die Augen zukneifen und gleichzeitig die Lippen spitzen. Dann hörte er noch die Lunge ab und dann musste ich mich mit dem Rücken zum Arzt hinstellen und mit durchgedrückten Knien mit den Fingerspitzen den Boden berühren und mich langsam mit rundem Rücken wieder aufrichten. Das war alles gut machbar.
Dann durfte ich mich wieder anziehen und es folgte ein Seh- und Hörtest (Buchstaben von einer Tafel lesen und geflüsterte Zahlen laut wiederholen) und ich musste die Farben dreier unterschiedlicher Gegenstände benennen.
Dann wurde ich ins Labor geschickt, wo der Blutdruck gemessen und ein EKG gemacht wurde. Das hat mit Wartezeit alles in allem weitere 20 Min. gedauert.
Dann musste ich wieder zum Amtsarzt hin, der sich das EKG angesehen hat und mir abschließend noch eine etwa 5-minütige Belehrung über Impfempfehlungen, sportliche Betätigung, gesunde Ernährung usw. erteilt hat.

Das Gutachten konnte ich dann zwei Tage später abholen. Je nach Verlauf der Untersuchung muss man wohl auch mehrfach dorthin. Eine Freundin musste noch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung machen, weil ihr Blutdruck bei der Untersuchung zu hoch war.
Zuletzt geändert von Anna1979 am 26.06.2009, 21:50:52, insgesamt 1-mal geändert.
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CatherineDuquesne
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Beitrag von CatherineDuquesne »

Doch mal eine Nachfrage: Und die haben Dir da nicht auch noch in den Mund geguckt - so wie bei einem Pferd?


Sorry, musste sein.

Amtsärzte *kopfschüttel*...
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Schmeili
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Beitrag von Schmeili »

Danke für den Bericht, ich denke, er wird vielen die Angst nehmen. Eigentlich unglaublich.
Sehr lachen musste ich über "Augen zukneifen und Lippen spitzen" - aber ich habs beim Lesen mal getestet, ich kanns... :wink: 8)
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt :)

Anna1979
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Beitrag von Anna1979 »

CatherineDuquesne hat geschrieben:Doch mal eine Nachfrage: Und die haben Dir da nicht auch noch in den Mund geguckt - so wie bei einem Pferd?
Gut, dass Du fragst, das hatte ich glatt vergessen :D Also den Mund aufmachen und "Aaaaa" sagen musste ich auch - kein Witz! Anders als beim Pferd hat er allerdings nicht mein Gebiss kontrolliert 8)
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Anja82
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Beitrag von Anja82 »

Dann mach ich mal mit. Ich war heute in HH beim Amtsarzt.

HH versendet vorher schon Fragebögen wo nach ehemaligen Erkrankungen, nach Medikamenten usw. gefragt wird.

Kaum war ich da wurde mir Blutabgenommen. Man erklärte mir, es werde ein normaler Gesundheitscheck gemacht, wie beim Hausarzt. Danach musste ich Urin abgeben und musste dann kurz auf meinen Arzt warten.

Der war total nett und fragte erstmal allgemeine Dinge ab. Wo Ref. gemacht, was danach gemacht usw..

Dann wurde ich gewogen, gemessen und der Blutdruck wurde gemessen. Danach Kniebeugen, mit gestreckten Beinen mit den Fingern den Boden berühren, Gleichgewichtsübungen usw..

Dann klopfte er mit verschiedene Dinge ab (Lungen, Nebenhöhlen, Wirbelsäule usw.), schaute mir in den Mund, tastete mir meine Lymphknoten ab, checkte meine Reflexe und drückte mir am Bauch rum.

Zum Schluss kam ein Hör- und Sehtest.

Danach musste ich noch zum Ruhe-EKG und dann war ich durch. Hat alles in allem ne gute Stunde gedauert.

Es war wirklich sehr nett und Hamburg ist auch sehr locker, was den BMI betrifft. Ich hatte 28 und es wäre auch bis 30 oder knapp drüber kein Problem gewesen.

So ich hoffe ich habe nichts wichtiges vergessen. :)

LG Anja

purtnik
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Registriert: 16.02.2007, 10:38:52

Beitrag von purtnik »

Also ich war heute in Bremen zur Untersuchung und ich hab irgendwie das Gefühl, als wär's da am lockersten:
Ich musste keinen Fragebogen zu meinen Vorerkrankungen ausfüllen, weder vorher zu Hause, noch im Amt. Das hat mich die Ärztin alles so gefragt, bzw. sehr allgemein, so etwa "Waren sie in den letzten Jahren wegen irgend etwas im Krankenhaus?"
Da ich von meinem einzigen Krankenhausaufenthalt die Ergebnisse einer Blutuntersuchung mitgebracht habe, wurde mir auch kein Blut abgenommen, obwohl das schon über ein halbes Jahr her war.
Ach ja, eine Urinprobe musste ich auch nicht abgeben.
Dann hat die Ärztin mich also nur abgefragt was wohl auf euren Bögen stand, mich gewogen, auch bzgl. Reflexen, Beweglichkeit, Blutdruck, Lunge (abhören), Organe (abtasten) untersucht und ich musste einen Hör- und Sehtest machen.

Also nachdem ich die Horror-posts, die hier teilweise so drin stehen gelesen hatte, hatte ich ja ziemlichen Bammel vorm Amtsarzt, aber das war echt locker.
Im Vergleich zu anderen amtsärztlichen Untersuchungen scheint Bremen da aber auch echt nicht so streng zu sein...

Stern*
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Registriert: 24.03.2007, 16:13:31

Beitrag von Stern* »

das in bremen klingt ja wirklich seeehr locker :shock: . einen bogen über erkrankungen etc. musste ich in nds. schon ausfüllen.

ich war erstaunt über die gerätschaften des gesundheitsamtes: der sehtest hat mit abstand am längsten gedauert, und die maschine war etwas verdreckt bzw. einfach schon recht alt. es sollten kreisöffnungen erkannt werden, und ich musste zig mal meine brille abnehmen, aufsetzen... offensichtlich wurde das aber alles ok gefunden.
dann wurde die rot-grün-blindheit abgetestet. ich musste zahlen in den farbkreisen erkennen in einem buch aus den gefühlten 60ern.
blut wurde mir nicht abgenommen ("ne, das wird uns nicht mehr bezahlt, das machen wir nicht mehr.")
und: der arzt hat mir stolz erzählt, dass das gerät, mit dem er den blutdruck misst, noch mit quecksilber funktioniert. der hörtest war auch interessant, er sah folgendermaßen aus:
"ja, also, wir unterhalten uns ja jetzt schon eine ganze zeit bei diesem baustellenlärm, sie verstehen mich offensichtlich gut - das soll mir reichen." (ich saß mit dem arzt in seinem büro im 1. stock. unten wurde gehämmert) 8) .

also: es war eine interessante erfahrung. und der arzt, bei dem ich war, schien schon sehr bestrebt zu sein, seine schäfchen in den beamtendienst zu entlassen.
Gruß von Stern*

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