schüler beschweren sich über fachlehrer

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
DaX
Beiträge: 434
Registriert: 08.08.2006, 14:38:21
Wohnort: Bayern, StR (RS), D / Ek

schüler beschweren sich über fachlehrer

Beitrag von DaX »

wusste nicht, wo dieses thema am besten reinpasst, deswegen poste ich mal hier...

ich bin klassenleiter einer 9. klasse RS in bayern. hatte die klasse letztes jahr in deutsch und erdkunde, dieses jahr nur noch in erdkunde.

heute in der 1. pause kamen ca. 7 meiner mädels zu mir und haben sich lautstark über die neue deutschlehrerin beklagt (eine etwas ältere dame, die auch im gymnasium schön tätig war). generell wurden probleme aufgeführt wie "die lässt uns nur seiten aus dem buch abschreiben" oder "die erklärt nie was, immer müssen wir nur einzelarbeit machen und reden tut sie nur über dinge, die nicht wirklich was mit dem thema zu tun haben"

der letzte satz war dann einstimmig: "wir wollen sie wieder haben".

habe mir mal die deutschhefte angeschaut und muss zugeben, dass das ganze wirklich nicht sehr produktiv ist. die schüler werden gerade für die 1.schulaufgabe (textanalyse) vorbereitet. keine strukturierten hefteinträge oder vorgehensweise wie zb. "merkmale eine reportage" oder eines berichts, etc.

mein problem: wie vorgehen? generell habe ich meinen schülern gesagt, dass ich "keinem kollegen ans bein pisse" O-ton :roll:

über unterrichtsmethoden lasse ich mich nicht aus, da ist jeder lehrer anderst. wenn man aber nun wirklich das gefühl hat, die schüler werden null auf die schulaufgabe (und in der 9. klasse indirekt auch schon auf die abschlussprüfung) vorbereitet, was soll man als klassenleiter da machen? werde morgen mal unseren fachschaftsleiter behutsam darauf ansprechen, aber direkt die deutschkollegin mit dieser tatsache bombadieren? ich weiß nicht.... was meint ihr?
GESCHAFFT seit 03.06.08, seit September 08 RSL

kakaotrinkerin

Beitrag von kakaotrinkerin »

Ich wäre auch sehr vorsichtig damit, einem Kollegen zu sagen, sein Unterricht wäre wenig produktiv. Zum einen sitzt du ja nicht mit drin und musst dich letztlich auf das verlassen, was die SuS sagen, zum anderen kann der Schuss schnell nach hinten losgehen...

Ich finde, dass SuS der Klasse 9 eigentlich in der Lage sein sollten, selbst ein Gespräch mit einem Lehrer zu führen. Und genau das würde ich denen an deiner Stelle auch vorschlagen und diesen Vorschlag je nach Klasse eventuell mit ein paar Anmerkungen zur Wortwahl garnieren.

Wenn die Klasse das Gefühl hat, dass sie bei der Dame nicht lernt, wie man konkret bei einer Textanalyse vorgeht, kann sie ihr das ja auch so sagen. Ist halt immer die Frage, wie man es sagt, aber das könntest du ja auch eventuell mit der Klasse absprechen. Wenn die Lehrerin sich dem Gespräch verweigert oder pampig wird, könntest du dich immer noch einschalten.

Antonia
Beiträge: 239
Registriert: 07.02.2005, 0:29:35

Beitrag von Antonia »

Seh ich ähnlich, die Schüler sind alt genug, um selbst zu sprechen. Wenn die Lehrerin beratungsresistent ist, kann man immer noch schwere Geschütze auffahren.

CatherineDuquesne
Moderator
Beiträge: 3548
Registriert: 17.06.2007, 11:34:27
Wohnort: BY, RS

Beitrag von CatherineDuquesne »

Mir fällt hier spontan ein, die Verbindungslehrer mit ins Boot zu holen. Denn für so einen Fall sind die auch da. Die könnten dann in ihrer Position mit der Dame sprechen und ihr erst einmal die Situation näherbringen, willst Du das nicht tun. Du müsstest hier mit den Kollegen das Gespräch suchen.

Wenn man ein Gespräch führt mit der Klasse und der Frau, dann mit Mediatoren oder zumindest Moderatoren. Das funktioniert durchaus, ich sehe es nur kritisch, das hier ohne Hilfe zu tun.

Ansprechen muss man das, denn die wurschteln sonst alle miteinander so weiter: Die Schüler beschweren sich hinter dem Rücken und die Dame weiß das vielleicht nicht oder wenn sie es mitbekommt, dann reagiert sie teilweise härter.

Hier muss das Gespräch gesucht werden, die Frage ist nur eben, wie?

Die Dame selbst zu kontaktieren könntest Du durchaus auch tun. Wenn Du das möchtest, dann kannst Du Dir das noch einmal anhören und dann dabei sein, wenn Du das selbst regeln möchtest und nicht die Verbindungslehrer als zusätzliche Hilfe einschalten würdest. Es soll nur so sein, dass einer dabei ist, der die Klasse wieder beruhigen kann.

Ich hatte das mal in einer Klasse, da haben wir irgendwie aneinander vorbei geredet, die Klasse ist dann ausgetickt und ich war da vorne und gute Nacht. Macht sich für eine Ref (zu dieser Zeit) natürlich nicht gut, aber da war dann die BL noch mit drin und wir haben ein Gespräch gesucht. Knackpunkt war der: Meine Seminarschule hat immer gemeint, ich solle strenger werden, ich hatte dann panische Angst, das zu vermasseln und war dann teilweise drauf, neee, mit mir ließ sich nicht reden (hätte mir aber von Seiten der Seminarschule auch nix gebracht, wenn es anders gelaufen wäre, denn die hatten so oder so ihre Meinung). Danach ging das mit dieser Klasse besser bis gut (nein, ich kann nicht bleiben :().

Handeln muss man. Zum einen geht es ja um die Abschlussprüfung, wie Du sagts, zum anderen könnte ich mir vorstellen, eine 9. gegen sich zu haben - äh, nein, muss nicht sein. Ich habe gerade selbst eine 9., zwar nur in Vertretung, aber in Vertretung als Klassenleitung.

Ich muss mich hier auch erst in die Strukturen der Schule hineinfinden und musste hier auch schon mit den Schülern über manches reden und manches erklären. Es ist nicht so, dass ich mich rechtfertigen müsste, nein, es sind Dinge wie: Ich wäre die Einzige, die Zeitangaben bei Arbeitsphasen gibt. Sind die wohl nicht gewohnt. Aber hier ist es m. E. für ein Gespräch zwischen Klasse und Lehrerin alleine zu spät. Da sind die Fronten mittlerweile so verhärtet, wie ich das herauslese. Ich möchte Deiner Klasse nichts unterstellen, vielleicht sind die auch in der Lage, das sachlich anzusprechen. Nur möchte ich das mal aus der Sicht der Dame sehen. Für die wird das jetzt alles evtl. ein bisschen viel auf einmal und sie muss damit auch umgehen. Auch für sie wäre das eine Hilfe, wenn es Dritte gäbe, die vermitteln.

Das mit dem alt genug und selbst sprechen sehe ich aus eigener Erfahrung kritisch. Kann aber durchaus nur meine Erfahrung sein.
"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." B. Brecht

DaX
Beiträge: 434
Registriert: 08.08.2006, 14:38:21
Wohnort: Bayern, StR (RS), D / Ek

Beitrag von DaX »

danke erstmal für die antworten...

die klasse hat die lehrerin schon darauf angesprochen, hat die klassensprecherin gemacht. im endeffekt haben sie, so die aussage der schüler, im unterricht (!) abgestimmt, wer ein problem mit dem unterrichtsstil hat. natürlich war das ein schlag ins gesicht der kollegin, aber sie hat es anscheinend nur abgetan mit den worten "da seid ihr selbst dran schuld, wenn ihr so laut seid." die viele einzelarbeit wird anscheinend von ihr angesetzt, um ruhe in der klasse zu schaffen. ich weiß doch auch net. letztendlich habe ich nämlich keine lust, dass sich in der nächsten instanz die eltern bei mir über die kollegin beschweren.

aber das mit den verbindungslehrern ist eine gute idee, werde ich mal angehen...

interessanterweise ist das gleiche phänomen in meiner 6. klasse zu beobachten, die ich in deutsch habe. auch die kleinen haben schon gesagt, dass die betreffende kollegin (hat die klasse in geschichte), mal eine ganze stunde nur über troja geredet hat. kein methodenwechsel, kein hefteintrag, kein arbeitsblatt, nichts.

wie hat ein 6. klässler dann gemeint? "gemerkt, dass ich eingeschlafen bin hat sie auch noch nicht einmal"

also irgendwas muss dran sein...
GESCHAFFT seit 03.06.08, seit September 08 RSL

kakaotrinkerin

Beitrag von kakaotrinkerin »

Mir fällt hier spontan ein, die Verbindungslehrer mit ins Boot zu holen. Denn für so einen Fall sind die auch da. Die könnten dann in ihrer Position mit der Dame sprechen und ihr erst einmal die Situation näherbringen, willst Du das nicht tun. Du müsstest hier mit den Kollegen das Gespräch suchen.
Direkt "hinter dem Rücken" der betreffenden Kollegin wiederum mit anderen Kollegen Gespräche über ihre Unterrichtsgestaltung zu führen, finde ich persönlich aber auch schon irgendwie... heftig.

Ich würde vielleicht erstmal grundsätzlich davon ausgehen, dass die allermeisten Lehrer nach bestem Wissen und Gewissen unterrichten und keiner Klasse schaden wollen. Klar, es mag Ausnahmen geben, aber man sollte ja auch beachten, dass gerade ältere Kollegen eine komplett andere Ausbildung genossen haben und an ihrer Methodik nix Falsches finden können.

Ich persönlich hätte überhaupt kein Problem damit, wenn eine Klasse zu mir kommen und sagen würde, dass sie nicht verstehen, wie man x und y macht, dass sie sich meinetwegen einmal ein konkretes Schema für eine Textanalyse wünschen usw. Fände ich alles legitim. Ich fänds aber gar nicht so toll, wenn ich von Verbindungslehrern darauf angesprochen werden würde, dass diese vom Klassenlehrer darüber informiert worden sind, dass Klasse xy mit meinem Unterrichtsstil nicht klarkommt usw. Gerade bei einer Klasse 9 würde ich schon erwarten, dass die Kids da erstmal zu mir kommen.

Stefan24
Beiträge: 4796
Registriert: 05.04.2007, 11:07:55
Wohnort: B.-W. Gymnasium. Fremdsprache/G

Beitrag von Stefan24 »

Auch wenn es fast OT wird - am bedenklichsten finde ich diese Aussage:
der letzte satz war dann einstimmig: "wir wollen sie wieder haben".
Auf Vergleiche von Kollegen durch Schüler und solche "Forderungen" würde ich garnicht erst eingehen und den Schülern auch klarmachen, dass solche Aussagen mit der Problematik wenig zu tun haben. Beiträge wie "letztes Jahr bei Fr. XY wars aber so.." ignoriere ich mit dem Verweis auf: "ich bin nicht Fr. XY."

Das muss die Klasse zunächst mit der Fachlehrerin allein ausmachen; dann erst bist du als Klassenlehrer an der Reihe. Dann erst kann der Vertrauenslehrer eingeschaltet weden - und zwar nicht von dir, sondern von den Schülern.
Zuletzt geändert von Stefan24 am 29.10.2009, 17:20:31, insgesamt 1-mal geändert.
StR seit 09/09. Individualist seit Geburt.
Eigene Meinung schon immer.

Antworten