Kirchenaustritt als Ethiklehrer?

Grundsätzliche Fragen zum Referendariat können hier gestellt werden
FrankDr
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Kirchenaustritt als Ethiklehrer?

Beitrag von FrankDr »

Hallo,
ich beginne in BaWü ein Referendariat als Berufsschullehrer. Eines meiner Fächer ist Ethik.

Ich bin selber katholisch, habe auch katholisch geheiratet. Ob meine KInder mal katholisch/evangelisch (wie meine Frau) werden, weiß ich noch nicht. Die Glaubensfrage stelle ich nun mal hinten an. Ich unterrichte Ethik, weil ich da prinzipiell für mich Wichtiges vermitteln kann (immer heißt es, "dies uns das" müsste man doch in der Schule lernen. Aber Fächer in denen sowas wie Alltagsnormen/Moral/Gerechtigkeit unterrichtet werden sollte, fällt entweder aus oder wird fachfremd unterrichtet). Thema Ende :lol:
Ich unterrichte ja hauptsächlich Jugendliche/Erwachsene, die keinen Glauben verfolgen oder Muslime, o.ä. sind.

Ich habe mir nun aus folgenden Gründen überlegt aus der Kirche auszutreten zu Beginn mit dem Referendariat:
- Ich unterliege nicht der Gefahr von Andersgläubigen als "verkappter Katholik" angesehen zu werden, der nun Muslime unterrichtet. Ich möchte da auch ganz vorurteilsfrei rangehen und habe neben der Bibel auch schon den Koran u.a. gelesen.
- ich generell vorhätte den gesparten Kirchensteueranteil per Dauerauftrag jährlich an verschiedene Einrichtungen direkt zu spenden (örtliche Gemeinde, Jugendvereine, bei denen ich aktiv bin etc.) anstatt die nicht beeinflussbare Steuerform zu wählen.

Ist das nun eher ein guter Gedanke oder sollte ich - gerade weil ich Referendar werde und "Religionslehrer" (Ethik) werde - darauf verzichten.

Aimee
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Re: Kirchenaustritt als Ethiklehrer?

Beitrag von Aimee »

Hallo FrankDr,

na ja, diese Gründe solltest du vielleicht nicht so anführen, wenn dich mal jemand fragen sollte.

Ansonsten bist du ja kein Religionslehrer, wenn du Ethik unterrichtest, Theologie hast du doch nicht studiert, oder? Und es nennt sich auch nicht Religions-, sondern Ethiklehrer, richtig?

Du benötigst auch keine kirchliche Lehrerlaubnis, demnach wird dich ohnehin niemand danach fragen, ob du noch Mitglied der Kirche bist, vermute ich mal. Falls doch, dann besser andere Gründe überlegen als die genannten. Nur, damit du nicht verurteilt wirst oder um die Kirchensteuer nicht zu zahlen (auch wenn du das dann spenden willst), klingt nach außen hin nicht nach einer Begründung. Eher aus Glaubensgründen, weil du beispielsweise mit dem Glauben der katholischen Kirche nicht übereinstimmst oder so etwas. Du könntest dann besser sagen, dass du offen für viele (alle?) Religionen bist und du dich nicht festlegen möchtest.

Das ist jedenfalls meine Ansicht dazu. Ich vermute ohnehin, dass sich dafür niemand interessieren wird.

Gruß,

Aimee

nrw31
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Re: Kirchenaustritt als Ethiklehrer?

Beitrag von nrw31 »

Solange du kein Religionslehrer bist der die kirchliche Lehrerlaubnis benötigt, ist die Kirchenmitgliedschaft deine Privatsache. Der Dienstherr darf hier selbstverständlich nicht nachfragen. Das ist ganz eindeutig, da gibt es keinen Interpretationsspielraum.

Die Tatsache, dass es in Ethik häufig auch viel um religiöse Themen und Fragestellungen geht bzw. gehen kann ist diesbezüglich irrelevant, an deiner persönlichen Religionsfreiheit ändert das nichts.

Herzliche Grüße
nrw31

nele

Re: Kirchenaustritt als Ethiklehrer?

Beitrag von nele »

Ethik, weder das Unterrichtsfach noch das Konzept, ist keine Religion und es sollte für einen Lehrer eigentlich auch kein Problem sein, Privatglauben und Lehrerhandeln auseinander zu halten.

Ob du in der Kirche bleibst oder nicht, ist deshalb meiner Meinung nach völlig deine Privatsache. Ich würde da überhaupt keine Verbindung zum Referendariat oder zum Beruf sehen.

Nele

Rittersport
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Re: Kirchenaustritt als Ethiklehrer?

Beitrag von Rittersport »


Ich bin selber katholisch, habe auch katholisch geheiratet. Ob meine KInder mal katholisch/evangelisch (wie meine Frau) werden, weiß ich noch nicht. Die Glaubensfrage stelle ich nun mal hinten an.


Die Frage ist hier durchaus: Bist du gläubig oder nicht.


- Ich unterliege nicht der Gefahr von Andersgläubigen als "verkappter Katholik" angesehen zu werden, der nun Muslime unterrichtet. Ich möchte da auch ganz vorurteilsfrei rangehen und habe neben der Bibel auch schon den Koran u.a. gelesen.


Das sehe ich keineswegs als Gefahr. Auf verschiedenen Ebenen gelingt es, dass sich Angehörige verschiedener Religionen im Dialog befinden, warum sollte das in der Schule nicht möglich sein? Du hast DEINEN Hintergrund und deine Schüler haben ihren. Ich nehme das eher als Chance wahr.
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CatherineDuquesne
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Re: Kirchenaustritt als Ethiklehrer?

Beitrag von CatherineDuquesne »

Es ist so, dass Ethik bei uns auch und vor allem fachfremd gegeben wird. Unser Kriterium ist jetzt ein Unterrichtsfach. Wenn man das hat, soll man evtl. Ethik machen. Ob man da katholisch oder evangelisch ist, wenn man das raushält, ist es nicht wichtig.
Mal sehen, wie das noch geregelt werden wird... macht jedes Jahr auch mal wer anders, so wie es aussieht.

Zumal ich stets mit überdurchschnittlich vielen Muslimen zu tun habe und es ist ja so, dass man da auch im normalen Umgang die Religion raushält. Da hat mir jetzt auch niemand unterstellt, ich wäre verkappte / militante usw. usf. Christin (na ja, zumindest auf dem Papier katholisch, aber ich geht zweimal im Jahr in die Kirche, und das ist in der Schule).

Also, langer Rede... Wenn man den Glauben raushält, geht es. Für Ethiklehrer an sich könnten eher andere Dinge gefährlich werden. Z. B. ein Lebenswandel, der der Schulleitung nicht passt (aber das ist ja ein totdiskutierter alter Hut). Hier kann man ja klar trennen: Persönliche Religion oder persönlicher Glauben und das Fach.
"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." B. Brecht

llindarose
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Re: Kirchenaustritt als Ethiklehrer?

Beitrag von llindarose »

Meine KOllege, der Ethiklehrer ist, ist auch aus der Kirch ausgetreten. Und zwar schon weit vor dem Ref. Bei Ethik sollte deine Glaubensrichtung/Kirchengemeinschaft keine Rolle spielen.

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