Kein Bock auf brüllen und Strafarbeiten

Was tue ich, wenn ....?
nickkick
Beiträge: 264
Registriert: 20.08.2007, 12:08:35

Beitrag von nickkick »

hat jemand auch tipps zur positiven verstärkung für ältere schüler?
gruß & danke

Stups
Beiträge: 9
Registriert: 05.04.2009, 20:57:41

Beitrag von Stups »

@freckle: Es gibt tatsächlich Kinder (auch Menschen allgemein), die einfach lauter sind als andere. Das ist auch Temperament und Umfeld (vielleicht haben sie mehrere Geschwister und müssen sich zu Hause verbal stark durchsetzen), deshalb muß man meines Erachtens vorsichtig damit sein, zu stark dagegen vorzugehen da erstens in der Schule sowieso in viel zu großem Ausmaß konforme und stille Kinder bevorzugt werden und zweitens ein sehr strenges Vorgehen durch die Kinder als Ablehnung ihrer Person gesehen werden kann.

Allgemein finde ich positive Verstärkung auch einen Versuch wert, aber das ist meines Erachtens nur eine Überbrückung bis man zu einer anderen Strategie übergeht. Das hat damit zu tun, daß heutige Kinder einfach alles haben und eine Oblate/Stamperblümchen/Bild es einfach nur noch bei kleineren Kindern bringen, wenn überhaupt. Außerdem finde ich es nervig, wenn Kinder nur etwas tun, um sich dann eine Sache verdient zu haben. Auch loben bringt in der üblichen Form nur wenig weil das "toll" oder "das hast Du aber schön gemacht" irgendwann nicht mehr Ernst genommen wird, wenn man es zu oft benutzt (somal beschreibendes "Loben" ohne allzuviel Werturteil sowieso viel besser wirkt). Zudem muß man sich klar machen, daß es eine ungeheure Buchhalterei ist, alle Schüler gleichmäßig zu belohnen. Wenn es Sinn machen soll, muß man sich auf die Schüler konzentrieren, die Fehlverhalten zeigen. Dann besteht die Gefahr, daß Schüler ohne Verhaltensprobleme die Belohnung der anderen als ungerecht empfinden.

Eigentlich will man ja, daß die Kinder von sich aus irgendwann ein Einsehen haben. Sollte es überhaupt etwas einzusehen geben, dann könnten Konsequenzen helfen (keine Strafen! - zugegeben ein schmaler Grat). Bei der Lautstärke allerdings wage ich mal zu bezweifeln, daß grundsätzlich schon laute Kinder da ein Fehlverhalten einsehen werden. Das ist einfach etwas Subjektives und jeder wird damit anders umgehen. Der eine oder andere Kollege wird das ganz easy sehen, wie Du ja schon angedeutet hast. Deshalb bleibt Dir nur, die Kinder dazu bringen, Dir zuliebe (oder ihrer Mitschüler zuliebe) zu kooperieren. Man kann es so sehen, daß Du Dir das erst sozusagen "verdienen" mußt, indem Du einen Teil der Kontrolle abgibst, um dann im Gegenzug auch mal fordern zu können. Eine Technik um zukünftige Kooperation der Kinder (ohne dass es echtes Einsehen des Sinns von Seiten des Schülers bedarf) zu erreichen ist es, ihnen so oft wie möglich die Wahl zu lassen. Das können ganz kleine Dinge sein wie z.B. "Ihr könnt leise reden oder flüstern, Ihr allein entscheidet." (Wenn sie dann doch laut reden, ist es Zeit für Konsequenz: Du entscheidest, daß Sie nicht innerhalb des wählbaren Rahmens geblieben sind und nun ihre Wahl verspielt haben und nur noch flüstern dürfen.) oder "Malt einen Bus oder eine Straßenbahn, wählt, was Euch besser gefällt." oder "Gebt das fertige Bild morgen oder übermorgen ab." oder "Löst mindestens 2 der 3 angegebenen Aufgaben" (wenn man möchte, daß die Kinder 2 lösen) usw. Klingt erstmal absurd, daß das was helfen kann, aber es beschäftigt nicht nur die Kinder, die ja eine Entscheidung zu treffen haben, sondern gibt ihnen auch das Gefühl selbst ein Stück weit am Steuer zu sitzen und nimmt ihnen ein Stück weit die Machtlosigkeit, die zweifellos jeder (nicht Muster-)schüler ab und zu in der Schule spürt. Wenn das "Wahlmöglichkeitenkonto" gut gefüllt ist, kann man sich auch mal herausnehmen "autoritär" zu werden, man kann sich ja darauf berufen, daß die ganze Zeit die Kinder entschieden haben (Du mußt Ihnen ja nicht erzählen, daß alle Wahlmöglichkeiten gleichermaßen Deinen Wünschen entsprachen ;-)).

Zu guter letzt würde ich nochmal für mich selbst überprüfen, ob es eine Möglichkeit gibt, Deine Erwartungen den Kindern gegenüber genauer zu spezifizieren. Vielleicht wissen sie einfach nicht, was Du erwartest. Sie können vielleicht einfach nur entweder still oder laut sein. Da könnte eine Lärmampel helfen, die gelb oder rot aufleuchtet, wenn der Lärm zu stark wird. Dann wissen die Kinder genau, daß eine Regel übertreten wurde.

Herzliche Grüße,
Stups
Für das Wichtigste gibt es immer Zeit!

jani77
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Registriert: 10.07.2007, 18:50:47
Wohnort: Gym

Beitrag von jani77 »

Bin zwar keine GS-lehrerin, hab aber auch gleich an eine Lärmampel gedacht. Die Schüler scheinen ja auf dein Stille-Signal zu reagieren. Aber sie können anscheinend nicht einschätzen welche Lautstärke noch ok ist und ab wann es zu laut wird. Mit der Ampel sehen sie immer gleich wie ihr "Lautstärkestand" ist und können den Lärm besser kontrollieren.
Ich nehme an dass die Arbeit mit der Lärmampel erst schrittweise eingeführt werden muss, so dass die Schüler auch in "aufregenden" Situationen darauf achten.

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