und immer wieder probleme mit der disziplin

Was tue ich, wenn ....?
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visscher
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und immer wieder probleme mit der disziplin

Beitrag von visscher »

bin noch keine refrendarin, aber im praktikum bekommt man ja auch genug möglichkeiten für eigenen unterricht um erste erfahrungen sammeln.

während meines praktikums habe ich auch eine 12 klasse in mathematik übernommen.

erst habe ich sie mir angeschaut und bemerkt, dass sie der lehrerin ziemlich auf der nase rumgetanzt sind. da hab ich mir gedacht, ne so gehts bei mir nicht. als ich sie dann übernommen habe, haben sie schnell gemerkt, dass bei mir ein anderer wind weht. innerhalb von 5 minuten haben sie diszipliniert mitgearbeitet. natürlich haben sie auf unterschiedlichste weise versucht den unterricht zu boykottieren (die pflicht eines jeden schüers *g*) in dem sie diskussionen starten wollten oder persönliche fragen gestellt haben. aber auch hier haben sie gemerkt, dass das bei mir nicht geht.

aber was soll ich sagen, das hat die klasse wohl ziemlich gewurmt. zur nächsten stunde haben sie sich abgesprochen. die wiederholung an der tafel war vollkommen falsch (da standen sachen um die es nicht im geringsten ging und die auch niemand verwechseln konnte), wenn ich die schüler gefragt habe, ob das so alles korrekt war, haben sie nur genickt. "ja, genau das haben wir bei ihnen in der letzten stunde gemacht".
sie haben sich tatsächlich abgesprochen, das hat man deutlich gemerkt. auch die hausaufgaben haben alle aus der selben begründung nicht gemacht. auch hier hab ich gemerkt, dass das so nicht stimmt.
nach anfänglichen schwierigkeiten ging es dann aber doch weiter. meinen unterrichtsplan konnte ich natürlich total kippen, da die wiederholung und die hausaufgabenbesprechung die gesamte stunde in anspruch genommen hat.

irgendwie bin ich ja stolz auf den kurs, immerhin haben sie eine gute gemeinschaft bewiesen. und ich mag sie auch eigentlich. aber so gehts ja nun mal nicht.

was kann man denn in so einer situation tun? wie verhält man sich am besten. ich hab mich an den rand gesetzt und mir einen gegrinst, während die schüler an der tafel lauter blödsinn verzapft haben. hab dann die schüler die hausaufgabe selbst an der tafel vorrechnen lassen und angemerkt das so eine aufgabe wohl auch in der klausur dran kommen könnte und es sinnvoll wäre mitzuarbeiten und mitzuschreiben. dann ging es auch einigermaßen.

habt ihr dazu tipps? denn sowas wird mir mit sicherheit noch häufiger passieren.

karink532

Beitrag von karink532 »

Naja, die wollten wohl mal ausprobieren, was bei dir so geht und wie du jetzt reagierst. Meiner Meinung nach hast Du goldrichtig reagiert. Solange die nicht über Tische und Bänke gegangen sind, halte ich nicht so viel davon, rumzubrüllen und direkt irgendwelche Sanktionen zu verhängen.

Ich hatte sowas Ähnliches im ersten Praktikum auch mal und hab in der nächsten Stunde gesagt, dass ich das gestern ja auch ganz lustig fand und ich auch verstehen kann, dass man bei einer neuen Lehrerin erstmal gucken will, wie weit man gehen kann, aber dass ich jetzt doch wieder um eine vernünftige Arbeitshaltung bitte. Irgendwie gings dann auch wieder. Ich denke, dass Du in einer 12 am Gym auch auf entsprechende Einsicht zählen kannst.

Freidenker
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Beitrag von Freidenker »

Einfach stur Unterricht machen und basta !
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

paro
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Beitrag von paro »

Ich denke ehrlich gesagt, es ist nicht unbedingt dem Unterrichtsklima zuträglich, wenn Du als Praktikantin einen auf superstreng machst. Klar, dass die Schüler das lächerlich finden, vor allem, wenn die richtige Lehrerin eher zur laschen Sorte gehört.
Außerdem sind die in der 12., sind also nicht soooo viel jünger als Du. Da kannst Du nicht erwarten, dass die stramm stehen, wenn Du kommst.
Ich würd sagen, schau zu, dass Du guten, interessanten Unterricht hinkriegst, auf den die Schüler Bock haben und in dem sie was verstehen, ohne dass Du den Feldwebel raushängen lässt. Ich denke, das werden die Zwölfer eher zu würdigen wissen.
Respekt muss man sich verdienen.

visscher
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Beitrag von visscher »

einfach stur unterricht durchziehen kommt mir vor wie ein merkwürdiger tipp. wie soll man das denn machen, wenn die einem gerade auf der nase rumtanzen? *grübel*

stimmt schon, vielleicht muss ich gar nicht so streng sein, aber ich hatte irgendwie das gefühl, dass ich mich so distanzieren muss, gerade weil ich kaum älter bin als die.
für so streng halte ich mich aber gar nicht, nur halt auch nicht für so lasch. außerdem habe ich keine lust während einer frontalphase nach meinem privatleben gefragt zu werden, das können die mich auch während der gruppenarbeit kurz fragen.

bis zur besagten stunde lief es ja auch ganz gut. und so schlimm fand ich die störung von denen ja auch nicht. eher lustig.

vielleicht werde ich mal versuchen, die sache interessanter zu gestalten und meine strenge ein wenig zurückzunehmen, aber ich habe keine ahnung wie. ich geb ja schon mein bestes, und von der lehrerin erhalte ich weder feedback noch sonst irgendwelche nützlichen tipps.

Helene

Beitrag von Helene »

Hallo visscher,

es ist in erster Näherung gleichgültig, aus welchem Grund die Klasse als Kollektiv so reagiert hat, wie Du es beschrieben hast. Wichtig ist zunächst zu erkennen, dass die Klasse Dir gegenüber Macht ausgeübt hat unter Anwendung einer besonderen Taktik – es war vielleicht eine Machtdemonstration der Klasse als Antwort auf Deine Machtdemonstration in Form eines leistungs- und disziplinorientierten Unterrichts, der seitens der Schüler ebenfalls als Machtausübung empfunden wurde und den sie so noch nicht kannten. Vera Frey hat die Machtfrage im pädagogischen Kontext ausführlich in ihrem Ratgeber „Mut zur Macht: Starke Schulen brauchen starke Lehrer“ ausführlich analysiert.

Ich habe mir angewöhnt, in Klassen, die meinen Klassenführungsstil noch nicht kennen, diesen kurz zu beschreiben und den Regelsatz von Balke oder Frey vorzustellen. Das dauert zwei Minuten und spart in Zukunft viel Zeit. (Dieses ist keine Kritik, sondern nur ein Tipp!)

In Deinem speziellen Fall würde ich die Situation als „Machtspiel“ oder als „Erwachsenenspiel“ (hierzu s. a. Frey zum praktischen Einsatz der Transaktionsanalyse im Kapitel: Taktiken der Machtausübung) auffassen. Eine Reaktionsmöglichkeit wäre, die Taktik der Klasse den Schülern gegenüber aufzuklären und Ihnen ihre Macht-Motive auf den Kopf zuzusagen. Es ist auch keine Schande, ihnen zu gestehen, dass die Taktik auch Wirkung zeigte, wenn auch nur für kurze Zeit. Die Schüler können somit ihr Gesicht wahren. Denn es ist für sie eine peinliche Situation, da sie von Dir „erwischt“ wurden. Mache ihnen dann aber klar, dass Du in der Lage bist, jedes Machtspielchen von ihnen aufzudecken und zu kontern. Stelle in diesen Kontext die Notwendigkeit Deiner Art der Unterrichtsführung und erläutere den Vorteil, den die Schüler haben, wenn sie mitmachen.

Wichtig wäre zu ermitteln, wer denn auf diesen glorreichen Einfall gekommen ist. Dieses Früchtchen ist sicherlich einer der Stars der Klasse und bedarf dann Deiner besonderen Aufmerksamkeit und Behandlung (hierzu s. a. Frey). Wenn Du diesen Schüler zu Deinem (taktischen) Kooperationspartner machst, hast Du die Klasse stets im Griff.

Helene

visscher
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Registriert: 03.03.2007, 14:49:44

Beitrag von visscher »

danke für den buchtipp. das werde ich wohl bei gelegenheit mal anlesen. klingt auf jedenfall sehr spannend und nützlich.

das früchtchen der klasse zu enttarnen fällt aber nicht besonders schwer *g*.

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