Sympathie/Antipathie gegenüber Schülern

Was tue ich, wenn ....?
klein_refchen
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Sympathie/Antipathie gegenüber Schülern

Beitrag von klein_refchen »

Mich würde interessieren, ob ihr von bestimmten Schülern sagen könnt, dass ihr gegen sie persönliche Antipathie hegt: Gibt es Schüler, die ihr "nicht leiden" könnt?

Die meisten Schüler, die ich kenne, finde ich nett/okay; das Gros der Schüler mag ich.

Es gibt aber auch Schüler, die ich nicht mag und gegen die ich persönlich etwas habe, wenn ich ehrlich bin.

Es sind Schüler, von denen ich weiß (nicht vermute), dass sie mich und meinen Unterricht "doof" finden (das weiß ich, weil sich diese Schüler keine Mühe geben, das zu verbergen: sie äußern sich abfällig über mich, wenn ich mich in Hörweite befinde). Es sind vor allem schon ältere Schüler, von denen man eine gewisse Reife erwartet und bei denen es einen selbst mehr trifft, wenn sie sich ablehnend gegenüber einem selbst verhalten. Es sind Schüler, die mit hinterfotzigen Mitteln Mobbing gegen mich betreiben, z.B. über mich und meinen Unterricht lästern, und zwar nicht nur gegenüber anderen Schülern, sondern auch gegenüber Ausbildern von mir.

Ich muss sagen, dass es mir nicht gelingt, zwischen Lehrerrolle und meiner Person so zu trennen, dass dieses Verhalten der Schüler an mir abprallen würde. Ich fühle mich persönlich verletzt, daher habe ich auch persönlich etwas gegen diese Schüler.

Kennt ihr das, und wie geht ihr professionell damit um?

Wenn ich diese Schüler bewerten muss, frage ich mich natürlich doppelt kritisch, ob meine Antipathie meine Bewertung beeinflusst. Ich habe mich allerdings dabei ertappt, dass ich den Schülern, die ich nicht leiden kann, schärfere Kommentare ins Heft geschrieben habe als anderen Schülern mit ähnlich schlechter Leistung.
Ich kann auch nicht verhehlen, dass mir dies eine gewisse ausgleichende Befriedigung verschafft hat.
Dass diese Schüler danach erst einmal klein waren, habe ich jedenfalls mit Genugtuung registriert.

Doro371
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Beitrag von Doro371 »

Dass man nicht alle SchülerInnen gleich gerne mag, halte ich für völlig normal. Dass es welche gibt, die man nicht leiden kann, halte ich zumindest für menschlich, gerade, wenn Du so von ihnen behandelt bist (so wie ich Dich verstehe, glaubst Du nicht, dass die SuS lästern, weil sie merken, dass Du sie nicht magst, oder?).
Bis hierhin also in Ordnung. AAAAAber:
Wenn ich merken würde, dass ich diese SuS benachteilige bzw. im Bewertungsbereich nicht so behandele wie die anderen, hätte ich damit ein großes Problem. Antipathie, soweit sie sich in Grenzen hält, kommt vor, denke ich. Trotzdem objektiv zu bleiben, ist eine schwierige, aber einfach notwendige Voraussetzung für Lehrer.
Ich habe in einem Kurs auch 2-3 SuS, mit denen ich gewisse Schwierigkeiten habe. In jeder Klausur achte ich gerade bei denen auf einen aufbauenden, konstruktiven Kommentar, auch wenn ich eigentlich gern was ganz anderes sagen würde. Wenn Du Dich einmal beim falschen Ton "erwischt" hast, kannst Du doch in Zukunft bei denen besonders drauf achten, oder?
Soll jetzt nicht besserwisserisch klingen, aber ich finde, soweit muss man sich als "Profi" schon zurückhalten können.
LG
Doro

Lili
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Beitrag von Lili »

Ich hab mal eine Schülerumfrage gelesen mit dem Thema "Der perfekte Lehrer". Und den Schülern ist am wichtigeste - tataaa- , dass der Lehrer gerecht ist.

Scooby

Re: Sympathie/Antipathie gegenüber Schülern

Beitrag von Scooby »

klein_refchen hat geschrieben:Ich muss sagen, dass es mir nicht gelingt, zwischen Lehrerrolle und meiner Person so zu trennen, dass dieses Verhalten der Schüler an mir abprallen würde.
Du zeigst ein hohes Maß an Selbstreflexionsvermögen. Ich denke, du hast dein persönliches Lernziel hier schon sehr konkret benannt ;-)
Kennt ihr das, und wie geht ihr professionell damit um?
Ja. Üben.

Du musst objektiv sein, du musst gerecht sein. Du darfst Schüler nicht aufgrund persönlicher Gefühle bevorzugen oder benachteiligen. Achte darauf, ständig. Sonst gehst du irgendwann furchtbar baden.

Sabine0
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Beitrag von Sabine0 »

Also ich habe keine Schüler, die ich persönlich garnicht mag. Oder anders ausgedrückt: es gab welche, die ich zwar ätzend fand, aber als "Menschen" lieben konnte :lol: . Ich glaube immer daran, dass sie alle irgendwo ihren guten Kern haben, nur manche versteht man halt net.

Das Trennen von Person und Beurteilung ist nicht leicht und ich behaupte einfach, dass kein Lehrer 100% objektiv sein kann. Wenn du es bemerkst, dann hast du eigentlich schon eine gute Basis, dagegen zu steuern, denn ein Teil an Subjektivität wird uns ja garnicht klar ;) .

Ich muss jedenfalls zugeben, dass ich Schüler hatte, bei denen ich dachte "Ach Menno, es passt mir garnicht, da jetzt eine gute Note drunter zu schreiben"....und dennoch musste ihc es nunmal tun.
Gleiches gilt uebrigens auch umgedreht .....

Ich kann mit dir teilen, dass dies keine leichte Aufgabe ist. Hilfreich finde ich, wenn man sich möglichst viele und klare Kriterien macht, die man dann durchgeht. Dadruch wird die Bewertung objektiver.

LG Sabine

klein_refchen
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Beitrag von klein_refchen »

Doro371 hat geschrieben: Ich habe in einem Kurs auch 2-3 SuS, mit denen ich gewisse Schwierigkeiten habe. In jeder Klausur achte ich gerade bei denen auf einen aufbauenden, konstruktiven Kommentar, auch wenn ich eigentlich gern was ganz anderes sagen würde. Wenn Du Dich einmal beim falschen Ton "erwischt" hast, kannst Du doch in Zukunft bei denen besonders drauf achten, oder?
In diesem Fall gab es keine "konstruktive" Kritik zu äußern, da hinter der erbrachten "Leistung" keinerlei Anstrengung erkennbar war.
Das habe ich in dem Kommentar auch deutlich zu verstehen gegeben.

Ich habe das halt nur schärfer formuliert, als ich es normalerweise formulieren würde.

Grizztine
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Normal

Beitrag von Grizztine »

Hallo,

ich bin neu im Ref und hab noch nicht viel Erfahrung. Aber ich hab eine vorläufige, natürlich unerprobte Meinung zu dem Thema:

Ich glaube, dass es wichtig ist, sich selber einzugestehen, wenn man jemanden nicht mag. Das ist besser, als sich einzureden, dass es nicht so wäre und man jeden gleich zu mögen - und der Schüler leidet dann drunter, weil es eben NICHT so ist und man ihn unterbewusst unfair behandelt.

Und nach dem Eingeständnis kommt das Handeln:
Ich habe vor, Schüler, die ich nicht leiden kann, bevorzugt zu behandeln. -Ja, richtig gelesen.
Ich nehme an, dass ich unterbewusst den Schüler unfair in die Richtung behandele, dass ich ihn benachteilige, also wäre es sinnvoll, die Fairness durch "ungerechtes" Bevorzugen auszugleichen.
-Dabei muss es sich ja nicht immer um Noten handeln, sondern kann auch mal das Als-Erster-Drankommen bei etwas Schönem sein oder ein freundliches Wort gerade an diesen Schüler, wenn man grade so gut gelaunt ist, dass man mal Komplimente verteilt.
Aber auch bei der Benotung mal bewusst wohlwollend sein.

Ich darf nicht vergessen, dass nicht nur ich als Lehrer unter meiner Missgunst diesem Schüler gegenüber leide, sondern vor allem leidet auch er.

Nicht, dass ich falsch verstanden werde: Natürlich wird man den Schüler auch nicht bei ALLEM an erste Stelle setzen.
Aber ich denke, man muss es sich bewusst vornehmen, dass man es wenigstens ab und zu tut, sonst steht er nämlich NIE ganz vorne.

-Wie gesagt, noch völlig unerprobt und vielleicht teilweise ein bisschen naiv, aber so habe ich das jetzt erstmal vor :roll:

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