benutzername hat geschrieben:da "was wissen" und "was vermitteln" einen riesen unterschied darstellt, müsste die didaktikausbildung also schon anfangen, bevor die leute unterricht planen und auf schüler losgelassen werden. vor allem in haupt- und realschulen...
klar, "Wissen" und "Wissen vermitteln" sind etwas anderes, aber ohne fundiertes Wissen kann man auch kein Wissen vermitteln, da hilft die beste Methodik und Didaktik nichts.
Wissen ist außerdem eher theoretisch, Wissen vermitteln ist eher praktisch, drum halte ich es sicher sinnvoller, erstmal die Theorie richtig zu lernen (also durch ein ordentliches Hochschulstudium) und dann erst die Praxis draufzusetzen.
praktische Dinge lernt man aber eben nur durch die Praxis, deshalb muss eigentlich die Didaktik-Ausbildung damit anfangen, dass man auf die Schüler losgelassen wird. natürlich nur unter Anleitung und unter Aufsicht eines erfahrenen Lehrers, und nicht ohne dass man vorher Instruktionen bekommen hat.
deshalb denke ich schon, dass es durchaus sinnvoll wäre, die Didaktikausbildung erst dann anfangen zu lassen, wenn man die fachliche Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat. da kann man sich im Studium intensiv auf das Eine konzentrieren und hat dann wirklich sichere Fachkenntnisse. wenn man die hat, lernt man, sie zu vermitteln.
ich sehe jedenfalls an mir selber, dass das durchaus sinnvoll ist: ich bin ja Quereinsteiger und habe statt dem 1. Staatsexamen einen Magisterabschluss, hatte also keine didaktische Ausbildung vor dem Referendariat. ich habe mich zwar nicht immer leicht getan, aber das galt auch für meine Kollegen mit grundständigem Lehramtsstudium.
dadurch, dass man uns nach ein paar Wochen ins kalte Wasser geworfen und vor die Klasse gestellt hat, habe ich mehr gelernt als wenn ich mir tausend pädagogisch-didaktische Theorien vorher reingezogen hätte. Hilbert Meyer und Wolfgang Klafki habe ich niemals auch nur in der Hand gehabt
trotzdem habe ich es geschafft, meine Schüler zu begeistern, meine Gutachten waren wirklich ganz ordentlich und gelernt haben die Kiddies auch was.
ich bin also praktisch ein lebendes Beispiel dafür, dass die Trainee-Ausbildung durchaus funktionieren kann.
letztendlich widerspricht das natürlich nicht deiner Meinung, dass die Didaktikausbildung
vor dem Fronteinsatz einsetzen sollte, dafür braucht man aber eigentlich kein langjähriges Studium, sondern es würde reichen, am Anfang des Trainee-Programms dazu ein paar Seminarsitzungen abzuhalten und die wesentlichen Punkte intensiv zu besprechen, u.a. durch Reflexion von Hörstunden, aber auch durch eine Darstellung pädagogischer Grundlagen in Form einer Art Vorlesung über ein paar Stunden.
Bayern, Gymnasium, Latein/Geschichte.
LAss seit Februar 2008 -- Planstelle an einem überaus elitären :mrgreen: städtischen Gymnasium
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